Stirbt Seebeckwerft an schadhaftem Bugruder?

■ Werft weist Verantwortung für technische Mängel an Ostsee-Fähre „Mecklenburg-Vorpommern“zurück

Was waren die Bremerhavener Schiffbauer von Schichau-Seebeck stolz, als sie im Dezember die weltgrößte Kombi-Fähre „Mecklenburg-Vorpommern“an die Deutsche Fährgesellschaft Ostsee (DFO) übergaben. Doch das dicke Ende könnte kommen: Das Bugruder des 140 Millionen Mark teuren Schiffs arbeitet nicht richtig. Falls die Werft für den Fehler verantwortlich sein sollte und nacharbeiten oder Schadenersatz zahlen muß, droht der im Konkurs operierenden Schichau-Seebeck-Werft nach Ansicht von Schiffbau-Kennern der „sudden-death“.

Das Problem ist verzwickt: Wenn der Riese rückwärts in den Hafen des schwedischen Trelleborg einläuft und ein zu heftiger Wind weht, beginnt das 200 Meter lange Schiff zu schlingern. Dreimal gab es nach DFO-Angaben im Februar lange Verspätungen. Einmal mußte die „Mecklenburg-Vorpommern“sogar umkehren und nach Rostock zurückfahren. Die Passagiere mußten sich mit der viel kleineren Vorgänger-Fähre „Rostock“erneut auf den Weg über die Ostsee machen.

„Noch suchen wir gemeinsam mit Experten der Schichau-Seebeck-Werft eine Lösung für das technische Problem“, sagt DFO-Geschäftsführer Dietmar May. Die kommerziellen Fragen würden erst später geklärt. Man wolle kein Öl ins Feuer gießen und alles tun, um die verbliebenen Arbeitsplätze bei SSW zu erhalten, versichert May. Doch der Konflikt ist deutlich: „Wir haben die technischen Vorgaben des Reeders genau erfüllt“, sagt SSW-Sprecher Holger Stöwing. Vielleicht habe die Reederei ein falsches Konzept bauen lassen. Schadensersatzansprüche seien nicht berechtigt.

DFO–Chef May sieht das anders: „Das Bugruder bringt nicht die vorgeschriebene Leistung. Da muß nachgearbeitet werden“. DFO habe die gewünschte Leistungsfähigkeit „exakt beschrieben“. „Da hapert es im Moment.“

Gerüchteweise sind zehn Millionen Mark Schadenssumme an der brandneuen Fähre im Gespräch. „Diese Zahl ist völlig aus der Luft gegriffen“, kontert May. Allerdings sei klar: Das Schiff muß ins Trockendock. Das könne jedoch auch in einer Werft an der Ostseeküste passieren. Die Einnahmeausfälle halten sich laut May für die DFO in Grenzen. Denn bei gutem Wetter verkehrt die „Mecklenburg-Vorpommern“regulär. Bei starken Winden oder in Reparaturpausen springt die „Rostock“ein. Das sei nicht optimal, sagt May, zudem die Kundschaft die neue Fähre für 900 Passagiere gut angenommen habe.

Der Imageverlust macht auch den Bremerhavener Schiffbauern Sorgen. Denn SSW braucht dringend noch in diesem Frühjahr neue Aufträge, sonst gehen im September die Lichter aus. jof