1996 so viele Azubis wie nie

■ Reichen Bund-Länder-Subventionen auch für 1997? 22.600 Lehrherren gesucht. 14 Prozent mehr Lehrstellen im Osten, 4,5 Prozent weniger im Westen der Stadt

22.600 Ausbildungsplätze werden dieses Jahr in Berlin gebraucht. Die „Sonderkommission Ausbildungsplatzsituation“, in der Senat, Kammern, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften vertreten sind, beriet gestern, ob es sie tatsächlich geben wird. Einen Tag nach Bekanntgabe der neuen Arbeitslosenzahlen glaubten Eberhard Diepgen (CDU) und Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) einen ganz andern Rekord vorstellen zu können. 1996 habe es in Berlin über 58.000 Auszubildende in der dualen Berufsausbildung gegeben, so viele wie „noch nie“. Gegenüber 1991 seien es schon 7.000 mehr – weitgehend getragen von Bund-Länder-Notprogrammen.

1997 dürfte es noch schwerer werden, alle SchulabsolventInnen unterzubringen. Die Zahl der SchulabgängerInnen wächst. Durch das Auslaufen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen drängen weitere 7.000 junge Menschen auf Ausbildungsplätze. Und bei der schlechten Konjunktur müsse man feststellen, „daß viele Betriebe Zurückhaltung üben“, berichtete Thomas Hertz, Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). „Diese Hemmungen müssen wir überwinden“, forderte er. Für den Bereich seiner Kammer, also die kaufmännischen und gewerblichen Berufe, konnte er einen geringen Zuwachs an Ausbildungsplätzen melden. Industrie und Handel stellen immerhin die Hälfte der Lehrstellen in Berlin. Hertz betonte die Steigerung der Azubi-Plätze in Ostberlin, die 14 Prozent betrug. Westberlin hingegen verlor in einem Jahr 4,5 Prozent der Lehrstellen in den Branchen, so gestand IKH- Pressesprecher Egbert Steinke auf Nachfrage ein.

In diesem Jahr werde es wieder ein Bund-Länder-Programm geben, um unversorgten Bewerbern eine Chance zu geben, versprach Diepgen. Und auch als Arbeitgeber bemühe sich der Senat, erklärte Christine Bergmann. 1996 habe man alle Ausbildungsplätze beibehalten. Allerdings seien die Plätze meist „nach dem Berufsschulgesetz“ ausgestattet worden, so daß man den Lehrlingen keine Übernahme garantieren müsse und sie auch in anderen Bereichen einsetzbar seien.

Um Betriebe zu größeren Anstrengungen zu bringen, forderte Christine Bergmann mehr Ausbildungsverbünde, die den finanzschwächeren Unternehmern unter die Arme greifen. „Auch Oberstufenzentren sollen unter dem Dach der IHK einbezogen werden.“ Grundsätzlich müsse die Finanzierung geändert werden, um das duale Ausbildungssystem zu retten. Matthias Fink