Die Mär vom touristischen Segen

Ob in Tunesien, Sri Lanka, der Karibik oder in Kenia – meistens verdienen lediglich multinationale Reiseveranstalter, Hotelketten und allenfalls die eiheimische Bourgeoisie an dem Touristenströmen aus den Industrieländern.

2,9 Billionen Dollar setzen Fluggesellschaften, Hotels und Souvenirhändler jährlich auf der Welt mit der Lust am Reisen um. Die Verflechtungen der Konzerne und ihre Auswirkungen auf die Entwicklungsländer hat Karl Vorlaufer untersucht. Der Professor für Geographie an der Universität Düsseldorf erforscht seit 20 Jahren die Folgen des Massentourismus. Sein Buch mit dem nüchternen Titel „Tourismus in Entwicklungsländern“ lebt denn auch von seinen umfangreichen Feldstudien und Erkundungen vor Ort. Glückerweise gespickt mit eigenen Beobachtungen.

Die weltweit operierenden Tourismuskonzerne aus Europa, Japan oder Nordamerika haben sich strategisch über den Globus verteilt. Sie sind dabei lieber in vielen Ländern ein bißchen vertreten als in wenigen sehr massiv. Die Multis trauen den einheimischen Regierungen und Naturgewalten nicht. Sollten Vulkanausbrüche, Unruhen oder ein Putsch ein Land erschüttern, verlieren die Konzerne nur einen Standort unter vielen. Beim Golfkrieg 1991 machte sich diese Strategie bezahlt. Die ganze Nahost-Region inklusive des Maghreb waren touristisch nicht mehr zu vermarkten. Reiseveranstalter wie die deutsche TUI flogen ihre Kunden kurzerhand in die Karibik. Vorlaufer zählt die Vor- und Nachteile der verschiedenen Tourismusarten für die Entwicklungsländer auf. Ein interessantes Buch zum Thema internationaler Tourismus. ufo

Karl Vorlaufer: „Tourismus in Entwicklungsländern – Möglichkeiten und Grenzen einer nachhaltigen Entwicklung durch Fremdenverkehr“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 257 S., 49,80 DM