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■ NachschlagHüpfen, rennen, schwitzen: Tanzgastspiel in der Baracke

Eine Performance, per Definition absolut authentisch, findet meist in muffigen Räumen statt, braucht spektakuläre Titel und obskure Ankündigungen. Insofern hat mich die Gruppe QUEnAnabellissanCHEmical nicht enttäuscht. Auf den Spuren des verrückten Innenlebens der Gedärme von Queen Anabelle versprach „Gastroskopie“ (Magenspiegelung) eine Recherche über Zeit und Rhythmus zu betreiben. Eigentlich hätt' ich nicht vermutet, daß da jemand freiwillig hingeht, aber Publikum kam, sogar gutgelaunt und viele Freunde in der Baracke grüßend. Und blieb brav sitzen, als sich mal minutenlang gar nichts mehr rührte. Da hatten die Tänzerinnen hinter der Moltonbegrenzung Schwierigkeiten, ihren Zwei-Frauen- Turm im langen Kleid unter die niedrige Decke zu zwängen. Molton, Berge von Molton türmen sich am Anfang mancher Bühnenlaufbahn. Denn vor allem den improvisierten Spielräumen muß der schwarze Dämmstoff Kontur verleihen. Hier umhüllte er Gestelle, auf denen fünf Menschen abgelegt waren: Wenn sich Augen und Münder dieser menschlichen Dekorationselemente bewegten, war das gespenstisch. Das war aber leider auch schon der originellste Einfall. In schlabbrigen Trainingshosen und mit nacktem Oberkörper traten die vier Performerinnen Uli Ertl (Österreich), Johanna Olausson (Schweden), Katrin Vanderbeke (Belgien) und Ruth Waldeyer (Deutschland) auf. Doch leider fehlte den sportlichen Damen sowohl Präzision als auch Bühnenpräsenz. Dann sieht die Suche nach ungewohnten Körperformen schnell verhuscht und gymnastisch aus. Blieb nur das Beobachten der Brüste, die selten so hübsch über die Bühne hüpfen. Katrin Bettina Müller

„QUEnAnanellissanCHEmical“. Baracke, Schumannstraße 10, weitere Infos unter 28441-226/222

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