Das Portrait
: Ein Mann, der nicht allen gefallen will

■ Peter Würzbach

Peter Kurt Würzbach ist endlich da, wo er seit Jahren hinstrebte. Seit dem Wochenende darf sich der 59jährige neuer Landesvorsitzender der schleswig-holsteinischen CDU nennen. Auf diesen Augenblick hat Würzbach fast zehn Jahre warten müssen. Schon nach dem Rücktritt des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel 1987, der später tot in einem Schweizer Hotel aufgefunden werden sollte, brachte er seinen Namen als potentiellen Landesvorsitzenden ins Spiel. Aber so sehr er sich auch bemühte, stets blieb Würzbach ein Mann der zweiten Reihe, der sich vor allem durch kapitale Entgleisungen ins Abseits manövrierte.

In den Folgejahren mußte er Gerhard Stoltenberg und später Ottfried Henning, der diesmal auf eine erneute Kandidatur verzichtete, den Chefsessel überlassen. Abrupt wurde Würzbachs Bonner Karriere Ende der 80er Jahre beendet, als er kurz nach dem Absturz eines US- Kampfflugzeuges in Ramstein als Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium zurücktrat. Die Umstände seines Falls sorgten wochenlang für Schlagzeilen. Eigenmächtig hatte er nicht nur ein befristetes Flugverbot verkündet, sondern auch den erzürnten Anruf des damaligen Verteidigungsministers Rupert Scholz in seinem Büro auf Kassette aufnehmen lassen und das Band anderen Politikern zugänglich gemacht. Die Affäre kostete dem Bundeswehr-Major a.D. auch die Nachfolge als CDU-Landesvorsitzender – sein Protegé Stoltenberg mußte ihn fallen lassen, nachdem Würzbachs Name auch im Zusammenhang mit einer „Palastrevolte“ gegen Bundeskanzler Kohl genannt worden war. Politisch zählt Würzbach zum rechten Flügel im traditionell konservativen schleswig-holsteinischen Landesverband. Applaus erhielt er auf dem Parteitag in Neumünster für seine Forderung, schwerkriminelle Ausländer sollten abgeschoben werden. Auch im Streit der nordelbischen Kirche schlug er sich auf die Seite der konservativen Bischöfe. Diese hatten kürzlich ein Veto gegen die von der Synode beschlossene Anerkennung eheähnlicher und gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften eingelegt. Da paßt es so recht ins Licht, daß sich Würzbach vor den CDU-Delegierten am Wochenende zum Unbequemen stilisierte: „Ich handele nach der Devise, wer allen gefallen will, gefällt niemand.“ Severin Weiland