piwik no script img

Bestellt und nicht abgeholt

■ Nach der Pleite eines ABM-Projekts lagert Holz für Schiffbau im Wert von einer Million Mark irgendwo in Finkenwerder

Vermodert eine Million Mark in Finkenwerder? Zeit genug, um anzugammeln, hatte die Holzlieferung in diesem Wert. Denn seit die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) 1994 für das ABM-Projekt des Vereins Altonaer Jugendarbeit e.V. (AJA) in Holland Holz bestellte und anliefern ließ, ist damit offenbar nicht mehr viel geschehen. „Wir prüfen den Verbleib des Holzes“kündigte Petra Bäuerle, Sprecherin der BAGS, gestern und damit rund drei Jahre nach der Lieferung an.

Das Holz wurde für den geplanten Nachbau des historischen Schiffes „Wappen von Hamburg“gekauft. Als Touristenattraktion sollte es im Hafen vor Anker liegen. Das Vorhaben scheiterte allerdings, denn die AjA wurde 1995 aufgelöst. Geschäftsführer Michael Pape, ehemaliger SPD-Bürgerschaftsabgeordneter, hatte ABM-Kräfte auf seinen privaten Baustellen eingesetzt und wurde wegen Betruges und Untreue verurteilt.

Das Holz wurde unter anderem auf dem Jöhnk-Gelände im Binnenhafen, bei Sietas und am Tollerortweg eingelagert. Beerbt wurde die AjA vom Projekt „Jugend in Arbeit (JiA)“. Dessen MitarbeiterInnen restaurieren, ebenfalls auf ABM-Basis, schwerpunktmäßig Schiffe. Das JiA sollte das Holz für die eigene Arbeit verwenden. Überschüsse sollten auf dem freien Markt verkauft, das Geld an die BAGS rückgeführt werden. Doch das ist offenbar niemals geschehen. So müßte das gesamte Holz noch im Hafen lagern. Gerüchte besagen allerdings, daß dort nur noch Material für rund 50.000 Mark zu finden sei.

JiA war in den vergangenen Wochen noch wegen anderer Ungereimtheiten ins Blickfeld geraten. Als ABMler eine Privatyacht, die „Henriette“restaurierten, ließen sie sich die Arbeit nicht in Geld, sondern in Sportbootführerscheinen für zehn MitarbeiterInnen bezahlen. Erst im nachhinein erfuhr die BAGS davon und genehmigte diese Ausbildungen als „anerkannte Qualifizierungsmaßnahme“.

Elke Spanner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen