Molch darf bleiben

■ Der ehemalige Truppenübungsplatz Höltigbaum wird unter Naturschutz gestellt

Der Höltigbaum darf so bleiben, wie er ist, vorerst jedenfalls: verwildert, naturbelassen und mit einer multi-kulturellen Ökotop-Gemeinschaft aus Knoblauchkröten, Schwalbenschwänzen, Molchen, Nachtfaltern, seltenen Farnen und Blütenpflanzen.

Denn der ehemalige Truppenübungsplatz Höltigbaum im äußersten Hamburger Nordosten „ist ein sehr wertvolles ökologisches Gebiet“, diagnostizierte Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) gestern, um dem verlassenen Militärgelände im gleichen Atemzug eine natürliche Abspeckungskur des Senats zu verordnen: Nur 150 Hektar (60 Prozent) Höltigbaum auf Hamburger Gebiet werden unter sehr strengen Naturschutz gestellt; die übrigen 110 Hektar Fläche (40 Prozent) will die Regierung bloß als „naturnahe Fläche“ausweisen. Der kleine, aber feine Unterschied: „Naturnahe Fläche“darf im Gegensatz zum „Naturschutzgebiet“mit Wohnungen und Straßen bebaut werden.

Akuter Bedarf besteht derzeit zwar nicht. Doch „weise, wie wir sind“, ulkte Mirow, habe der Senat so stille „Siedlungsreserven“für potentielle, künftige „Einwanderungswellen“gesichert. Vor 2010 sei mit einer Bebauung aber nicht zu rechnen. Im übrigen, suchte der Senator die erregten Umweltgemüter zu beschwichtigen, seien die „wertvollsten Bereiche“nahe der Wandse ja unter Naturschutz gestellt und vernetzten die Biotope Stellmoorer und Ahrensburger Tunneltal.

„Ein großer Schritt für den Naturschutz“, pflichtete ihm Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) strahlend bei. Vergessen schienen die Tage, da Vahrenholt Mitarbeiter-Berichten zufolge „wie Rumpelstilzchen“durch die Behörde getobt war, weil Teile des Geländes ungeschützt blieben.

Der Höltigbaum mißt insgesamt 540 Hektar und liegt etwa je zur Hälfte auf Hamburger und Schleswig-Holsteiner Landesgebiet. Die Kieler Regierung hat ihren Teil komplett naturgeschützt. Während der Naturschutzbund die 60prozentige Unterschutzstellung immerhin als „Teilerfolg“begrüßte, nörgelten Hamburgs Christliche Demokraten der Umwelt (CDU), die Entscheidung sei „spät und halbherzig“.

Heike Haarhoff