Wurst nicht versaut

■ Fleischer wenden sich die gegen BSE-Panik: „Wir sehen noch das ganze Tier“

Die Hobbyzüchter sind Mit-Schuld an der BSE-Hysterie in Deutschland. Davon ist Leo Moll, Landesinnungsmeister des Fleischerverbandes Niedersachsen-Bremen, überzeugt. Sie hätten BSE-gefährdete britische Galloway-Rinder eingeführt und privat vermarktet. Für das Fleischer-Handwerk hätten die schmackhaften, aber zu teuren Tiere „als Rohstoff“nie eine Rolle gespielt.

Stattdessen bezögen die Fleischer ihre Ware direkt über Erzeu-gerringe aus der Region. Das garantiere eine zuverlässige Vorauswahl. Überhaupt bräuchten sich die VerbraucherInnen bei Fleisch und Wurst aus den Innungsfachgeschäften (92 in Bremen, Umsatz in 1996 94,7 Millionen Mark, 900 Beschäftigte) keine Sorgen zu machen: Denn Handwerker-Fleischer nutzten das ganze Tier und verarbeiteten Rinder- und Schweinehälften komplett jede Woche zu durchschnittlich 80-120 Wurstspezialitäten. „Wir sehen noch das ganze Tier“, so Moll. Anders sei das bei Supermarkt-Ketten, die containerweise ausländisches Fleisch importierten: „Wer 100 Kilogramm Rinderfilet auf einmal anbietet, kann keine Herkunfstgarantie geben“, sagte der Innungs-Sachverständige Martin Heinzig.

Der Rindfleischkonsum in Deutschland ist seit dem vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 10,3 Kilo jährlich zurückgegangen. Insgesamt essen die Menschen im Durchschnitt 61 Kilo Fleisch. Mit dem Mengenrückgang könnten die Fleischer leben, sagt Heinzig, solange die VerbraucherInnen für Qualitätsfleisch auch entsprechende Preise zahlten. Angesichts von Sonderangeboten von 3,99 Mark für ein Kilo Schweinebauch „stimme der Stellenwert des Fleisches nicht mehr so ganz“, findet Moll.

In Bremen haben die Fleischer im Vorjahr ein Umsatz-Minus von 4,6 Prozent verzeichnet, so Obermeister Bernd Schwarze. Mit Party-Service, vorbereiteten „Convenience-Produkten“für Singles, Salat- und Käsetheken oder Mittagstisch-Angeboten versuchten die Fachgeschäfte, über die Runden zu kommen. Dennoch stünden viele vor dem Kollaps. jof