■ Querrille
: Migraine: David Shrinks

Migraine: „David Shrinks“

(Blue Flame/BMG)

Wer, zum Teufel, ist David? Und warum schrumpft er? Der Titel des neuen Albums von Migraine gibt mehr Rätsel auf, als er erklärt. Auch auf der zweiten Platte gießt das Stuttgarter Trio, das mittlerweile in Hamburg siedelt und im Hafenklangstudio aufnimmt, rätselhafte, verhuschte Miniaturgefühle in Popsongs. Geschickt meiden ihre tonalen Erzählungen von Verlusten aller Art dabei die große Leidenspose; bleiben statt dessen ganz unspektakulär und brüchig. „Sweet Nothing“heißt eines ihre Stücke dann fast folgerichtig. Darin sind sie, wie in ihren reduzierten Arrangements und den Männerchören, Prefab Sprout verwandt.

„Wir sind manchmal ein wenig traurig, weil wir nicht richtig rocken können“, meint Sänger Tim Leberecht. „Vielleicht erklärt das unseren Sound.“Daß sie nicht rocken können, ist gut so. Denn gerade über ihre Melancholie gelingen ihnen flüchtige Popmomente, die lediglich in manchen Saxophonpassagen in Bar-Jazz abschmieren. Ansonsten baut David shrinks an einer Fantasiewelt als Rückzugsraum, voll Schönheit, Stil, Abenteuer und Exotik.

Und natürlich spricht man dort englisch! Gleichzeitig machen aber diverse Mißtöne Störungen deutlich: Auch im Refugium wird man etwa am „Election Day“, dem Wahltag, gezwungen, sich zu stellen. Dialogisch berichtet David shrinks so komplex, wie es länger nicht mehr zu hören war, von einem kleinen Leben im Pop.

Was will man mehr?

Volker Marquardt