Abgenagt bis auf die Knochen

Ein neues Schulprojekt will für einen Beruf qualifizieren, den es eigentlich gar nicht gibt: den des ökologischen Autoentsorgers  ■ Von Elke Spanner

Ein Lenkrad schmückt das Mikrofon. Vor den Werkstatthallen halten ausrangierte Sicherheitsgurte neu angepflanzte Jungbäume in der Senkrechten. Sie weisen den Weg zu PARS, dem „Projekt Altautorückbau und Rohstofftrennung in der Schule“– Hamburgs erste Autorecyclinganlage wurde gestern offiziell eingeweiht.

In der Gewerbeschule 8 in Hammerbrook lernen rund 20 SchülerInnen im Berufsvorbereitungsjahr einen Beruf, den es eigentlich gar nicht gibt: den des ökologischen Autoentsorgers. In der Schule sind allerdings nicht nur die SchrauberInnen, auch das Projekt selbst steckt noch in den Lehrjahren. Erst seit August werden hier Autowracks akribisch in ihre Einzelteile zerlegt, bis nur noch die blanke Karosserie übrigbleibt.

Von einem aufgebahrten Opel-Wrack führen Schläuche zu gelben, roten oder blauen Tonnen. Die Farbe verrät den Inhalt: Bremsflüssigkeit, Benzin, Diesel, Öl. Die „Trockenlegungsanlage“ist das Herzstück von PARS. Nachdem sämtliche Flüssigkeiten abgeflossen sind, geht's los: Die Autos werden volldemontiert.

Bei der herkömmlichen Entsorgung auf dem Schrottplatz werden lediglich die Reifen abgeschraubt, die Batterie entnommen und Benzin sowie Motoröl abgelassen. Der Rest landet zum Zermahlen im Fleischwolf, im Fachjargon „Shred-der“genannt – samt den Sitzen aus Stoff, den Scheiben aus Glas und den Rücklichtern. Erst dann werden die Rückstände von Textilien, Kunststoffen und Gummi abgeblasen und deponiert. Anders bei PARS: Hier werden die Einzelteile vorher rausgefischt. Aus den Sitzen wird das Schaumgummi gezogen und gesondert aufbewahrt. Die Ablage hinter der Rückbank wandert in eine eigene Stahlbox, ebenso Benzinkanister oder Scheinwerfer.

Bis zum Sortieren in die getrennten Behälter lernen die SchülerInnen des Projektes das umweltverträgliche Autozerkleinern. Allerdings nur bis hierhin und nicht weiter. „Wo das Zeug dann hinkommt, weiß ich nicht“, räumt Markus, 19, ein. Muß er auch nicht, findet Schulleiter Herbert Möbius, denn die Weiterentsorgung soll erst jetzt, wo von den ersten Wracks nur noch die Knochen übrig sind, in Angriff genommen werden – und zwar von den HandelsschülerInnen der Gewerbeschule.

Soweit möglich, sollen die Einzelteile direkt weiterverwendet, der unbrauchbare Rest als Rohmaterial verkauft werden. Und gespielt werden darf auch: „Auf einem Foto habe ich mal Sitzmöbel aus Autoreifen gesehen“, skizziert Möbius vielleicht einen dritten, ganz neuen Absatzmarkt für die Wrackteile.