Mit den Öko-Labels auf Du und Du
: Licht ins Dickicht

■ Umweltberatung klärt über Blaue Engel und andere Zeichen auf

Was sie versprechen, klingt gut. Bio, umweltgerecht, schadstoffgeprüft, recyclingfähig: Mit solchen Attributen hängen sich Hersteller von allen möglichen Produkten ein Öko-Mäntelchen um. Als Umwelt-Labels peppen sie kleine Bäume oder Engel auf ihre Verpackungen. Ebenso verfahren Importeure von Kaffee oder Teppichen, die bestimmte Sozialstandards reklamieren.

Doch wie soll sich die umweltbewußte VerbraucherIn im Dschungel der Umwelt- und Soziallabels zurechtfinden? Um auf die vielen Anfragen zu reagieren, hat die Bremer Umweltberatung eine kleine Wanderausstellung zusammengestellt, die jetzt im Bürgerzentrum Neue Vahr zu sehen ist. „Die Prüfkriterien sind bei vielen Labels nicht offengelegt“, sagt die Leiterin der Umweltberatung, Silvia Schön. Besonders dubios seien Zeichen, die sich Hersteller quasi im Alleingang an die Brust heften. So tat es die Firma Herlitz bei Schulheften, die mit dem „Weltpark Tropenwald“warben, weil die Hefte ohne Papier aus Tropenholz hergestellt seien. „Verbrauchertäuschung“, so die Umweltberater, denn in ordinären Schulheften sei ohnehin niemals Tropenholz enthalten. Gegen die „irreführende Werbung“könnten nur Verbraucherschutzverbände oder Mitbewerber klagen.

Das etablierteste Umweltzeichen ist der „Blaue Engel“. Nach Angaben des Umweltbundesamtes wird der Engel an 88 Produktgruppen mit 3.950 Erzeugnissen verliehen. 870 Hersteller hätten das Zeichen beantragt.

Doch auch der Blaue Engel hat nach Ansicht der Bremer Umweltberater einen Haken: Es prämiere nicht umweltfreundliche Produkte an sich, wie zum Beispiel Fahrräder, sondern nur etwa Klopapiere, die im Vergleich zu anderen Klopapieren ein bißchen umweltschonender seien. Darum heißt es im „Blauen Engel-Signet“stets „umweltfreundlich weil....“und es folgt die jeweilige Begründung. Einziges Waschmittel, das den Engel tragen darf, ist „Skip“, ein Baukastenmittel, das je nach Verschmutzung der Wäsche und dem Wasser-Härtegrad dosiert werden muß. Vollwaschmittel seien per se umweltbelastend.

Zuverlässig seien die Öko-Labels bei den pflanzlichen Lebensmitteln, sagt Ausstellungsmacherin Silke Christiansen. Die Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau (AGÖL), in der Produzentenverbände wie Demeter oder Bioland zusammengeschlossen sind, habe strengere Richtlinien als die EU formuliert und überwache die auch.

Bei Textilien ist nach Aussage von Christiansen der Ring des „Arbeitskreises Naturtextil“zu empfehlen, weil dabei ökologische Anforderungen an den gesamten Lebenszyklus der Hemden und Hosen, von der Produktion bis zur Entsorgung auf dem Kompost, gestellt würden. Andere Labels wie „Tox Proof“oder „PFI/SG“würden hingegen nur den Schadstoffge-halt im Kleidungsstück untersuchen.

Bei Teppichen sei das „GuT“-Label problematisch, weil es viele Schadstoffe nicht berücksichtige. Zu beachten seien auch die Soziallabel: So sage das bekannte Transfair-Siegel für Kaffee, Tee, Schoklade oder Zucker nichts über biologische Produktion aus, sondern sei Beleg für Ankaufspreise über dem Weltmarktniveau. „Care & Fair“für Teppiche sage nur, daß mit einem Prozent des Importwertes Kinder-Hilfsprojekte unterstützt würden. Die gekauften Teppiche könnten aber sehr wohl von flinken Kinderhänden geknüpft worden sein. Rat der UmweltberaterInnen: Im Laden nachfragen, was die einzelnen Zeichen genau bedeuten. Eine bundesweite Vereinheitlichung der Öko-Labels ist nach Auskunft aus dem Bundesumweltamt nicht zu erwarten. jof