Sparen mit Schlüssel

■ Kompromiß bei Uni-Sparmaßnahmen

Zugleich mit den Sparquoten fällte der Senat gestern auch eine konkrete Entscheidung über die Sparverpflichtungen für den Hochschulbereich. Ergebnis: Statt jeder dritten, wie von Wissenschaftssenator Leo Hajen gefordert, wird jede zweite freie Stelle gestrichen. Auch wird der wissenschaftliche Nachwuchs nicht per se verschont.

Dennoch bezeichnete Hajen-Sprecher Tom Janssen den Senatsbeschluß gestern als Kompromiß. Denn in absoluten Zahlen fällt die Sparrate milder aus als befürchtet. So müssen statt der geforderten 26,9 Millionen Mark im Jahr 1996 nur 2,5 Millionen und 1997 6,5 Millionen Mark durch Stellenstreichung erbracht werden. Die Differenz von knapp 19 Millionen Mark, und das ist die Krux, sollen die Hochschulen zwischenfinanzieren. Die Lösung dafür wird sich im Dreieck zwischen Kürzung von Investitionstöpfen, Kreditaufnahme und Verkaufen von Tafelsilber (Grundstücken) bewegen.

Außerdem wurde für den Stellenabbau ein Schlüssel vereinbart, der verhindern soll, daß der wissenschaftliche Nachwuchs ausstirbt: Nur auf vier Professorenstellen darf die Streichung eines Assistenten sowie von anderthalb Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter folgen. Da im Verhältnis weniger Professorenstellen freiwerden, wird der akademische Mittelbau auf diese Weise geschont. Nach taz-Information müssen die sechs Hamburger Hochschulen 1996 real mit einem Verlust von zwölf bis 16 Professorenstellen rechnen – und mit einer entsprechend geringeren Zahl beim Wissenschaftsnachwuchs.

Kurzfristig gedacht ist diese Politik allemal. Denn kommen die 19 Millionen Mark nicht zusammen, schiebt die Behörde ähnlich wie beim Hochschulbau eine Bugwelle von Sparverpflichtungen vor sich her. Auch die gestern ebenfalls beschlossene Senkung der Studienanfängerzahlen auf 11.000 pro Jahr ist kurzsichtig. Die Kultusministerkonferenz rechnet mit einem Anstieg der Bewerber. Ab 2005 wird Hamburg nicht genug Plätze für die Landeskinder haben. kaj