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Unfehlbarer Hans

■ Ein Mann mit Tiefenwirkung ist mit der Wünschelrute auf Wassersuche

Der 86jährige Johannes Bockmaier ist immer noch ein Mann mit „Tiefenwirkung“: Forsch geht der Rentner auf den Knick zu, bricht mit geübtem Griff aus einem Haselnußstrauch eine Astgabel heraus und findet schon nach wenigen Schritten unter der Wiese eine Wasserader. Für Bockmaier kein besonderes Kunststück, denn er ist schon seit seiner Kindheit Wünschelru-tengänger.

„Die Gabe, mit einer Wünschelrute im Bodenreich Wasseradern zu entdecken, habe ich von meinem Vater geerbt“, sagt der rüstige alte Herr aus Damendorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Schon als junger Soldat habe er in den Steppen Rußlands Wasser gesucht und sei dabei immer erfolgreich gewesen. „Meine Treffergenauigkeit liegt mittlerweile bei über 90 Prozent“, erzählt Bockmaier. Nur könne er nie genau sagen, in welcher Tiefe und wie stark die entdeckte Wasserader sei.

Unzählige Male hat der Landwirt schon mit der Wünschelrute gearbeitet, doch mit physikalischen oder etwa geobiologischen Zusammenhängen habe er sich nie befaßt, gesteht Bockmaier. „Es ist alles Gefühlssache und auch Erfahrung. Manchmal zieht die Rute so stark nach unten, daß ich sie kaum noch halten kann“, schildert er das Phänomen, das bis heute auch von der Wissenschaft nicht erschöpfend erklärt werden konnte. Immer mehr Ärzte, Physiker und Geologen befassen sich inzwischen allerdings mit den Anwendungsmöglichkeiten der Wünschelrute.

Auch für den 86jährigen ist das Wünschelrutenlaufen „beileibe keine Hexerei“, auch wenn die Wirkweise ungeklärt sei. So wird Bockmaier auch von Experten der alteingesessenen Damendorfer Brunnenbauerfirma Paasch gerufen, wenn die Wassersuche auf den Höfen problematisch wird. Und das mit verblüffendem Erfolg, wie der Brunnenbauer bestätigt: „Hannes ist fast unfehlbar!“U. Rehbein

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