Zell-Organelln

Mann, war das heute wieder ein Palavern bei mir an' Kiosk! Da konnte man glatt glauben, man hockt in' Plenum in' Bundestag! Und ging um diese Klonerei. Gut, bei Schafe ist das gebongt, bei Affen auch. Aber bei Menschen, da hat sich sogar der Herr Seehofer gegen gewehrt, wo er doch sonst für alle Reform-Ideen total aufgeschlossen ist. Dabei ist ja nu rausgekomm', daß gerade bei uns inne Bundesrepublik schon seit Jahrzehnte wie verrückt rumgeklont wird. Und hat sich als erster ein gewisser Herr Hauser von den Politmagazin „Pfrontal“geautet, daß er der Klon aus den Ohrläppchen von ein' gewissen Herr Tucholsky ist. „Das ist ja lächerlich!“schnaubt, als ich soweit gekomm' bin mit meine Ausführung', mein Stammkunde, der Herr Dr. Raffler, „zwischen Tucho und Herrn Hauser gibt es doch physisch und psychisch nicht die geringste Ähnlichkeit!“„Das ist nicht ganz richtig“, meint nu Herr Studienrat Arnold, „von der Physis her sehen sie sich schon ähnlich. Außerdem hat man dem ,Frontal'-Menschen einen der Namen seines Zwillings verpaßt.“„Ich glaube“, haut nu Jungunternehmer Aschler dazwischen, „nicht, daß deutsche Wissenschaftler gegen das geltende Gesetz verstoßen haben, denn schon in der ,Lex Frankenstein' von 1902 heißt es unmißverständlich: ,Wer künstlich bewirkt, daß ein menschlicher Embryo mit der gleichen Erbinformation wie ein anderer Embryo, ein Fötus, ein Mensch oder ein Verstorbener entsteht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bis zu 75 Mark bestraft'.“„Wußten Sie“, zuckt nu Zahnarzt Dr. Raffler mit sein' Kopp auf ihn zu, „daß ein Prozent des menschlichen Erbgutes gar nicht aus dem geklonten Zellkern, sondern aus den Mitochondrien, kleinen Zell-Organellen, stammt, die bekanntlich nicht klonbar sind? Das Klonen von Menschen ist also, gesetzlich gesehen, DOCH gestattet!“„Dann stimmt das mit dem Herrn Hauser möglicherweise“, überlegt Jungunternehmer Aschler, „und die physischen und psychischen Unterschiede zu Tucholsky rühren von den Mitochondrien her ...“Nu kann ich nicht mehr an mich halten: „Wenn das so ist, kann Herr Schäuble durchaus ein Klon von den amerikanischen Präsidenten Ruswelt sein! Oder ...“, und nu schwenk ich de neueste Ausgabe vonne „Esotera“, „haben Sie schon von den Klon-Versuchen aus dem Erzbistum Paderborn gehört, die ein gewisser Bischoff Dybuck angeschoben hat?“Nee, hatten se noch nicht, auch nicht de Junglürikerin Hütlein, die sonst auffen Gebiet vonne Esoterick nicht zu schlagen ist. „Also“, faß ich zusamm', „de Paderborner Wissenschaftler habn sich den HEILIGEN ROCK von Trier vorgenomm' und habn tatsächlich ne Kopfschuppe isoliern könn', die original von den Rock-Eigner stamm' mußte. Und die habn se denn, original nache Methode von ,Jurassic Park', bearbeitet ...“„Und das Ergebnis?“fragt Frau Hütlein und hält die Luft an. „Das Ergebnis ist, und damit ist bewiesen, daß der Rock vielleicht DOCH echt ist, das Ergebnis ist ...“„Der Papst?“schrein de Stammgäste. „Nee“, sag ich, „noch geiler: Herr Blüm!“