Bekannt für harten Umgang

„Erpressungsversuch“in der Ausländerbehörde? Sachbearbeiter soll Ghanaer die Duldung angeboten haben, wenn er Illegale denunziert  ■ Von Elke Spanner

Eine Hand wäscht die andere. Ein Freund zweifelhafter Geschäfte scheint auch Herr Gafron zu sein. Herr Gafron ist Sachbearbeiter in der Ausländerbehörde. Er legt Wert auf Diskretion und darauf, daß sein Vorname ungenannt bleibt. Den Ghanaer Muritala Braimah soll er am 6. März weniger dezent unter Druck gesetzt haben: Gafron, das bestätigt Braimah gegenüber der taz, habe sich erboten, ihm bei der Verlängerung seiner Duldung „behilflich“zu sein. Im Gegenzug sollte Braimah ihm dafür die Namen von Ghanaern verraten, die unter falscher Identität in Hamburg leben. Empört über diesen „Erpressungsversuch“ließ Braimah den Sachbearbeiter auf dem Angebot sitzen. Der Deal kam nicht zustande, auch keine Duldung – aber eine Anzeige wegen Bestechlichkeit, die Braimahs Anwalt Ernst Medecke gestern gegen Gafron erstattete.

Am 6. April, so heißt es in der Ausreiseverfügung, soll Muritala Braimah die Bundesrepublik verlassen, obwohl er kurz vor der Hochzeit steht. Seine künftige Frau ist schwanger. Ende März ist der Geburtstermin ihrer Tochter. Doch gemeinsam sollen sie die Zeit nach der Entbindung nicht erleben dürfen, befand Sachbearbeiter Gafron. Schließlich sei Braimah mit falschen Papieren in die Bundesrepublik eingereist und habe drei Jahre lang unter falscher Identität hier gelebt. Die rigorose Ausweisung soll laut Ausweisungsverfügung ein Warnsignal für andere Ausländer sein. Hinter dieser „Generalprävention“müßten „etwaige persönliche Interessen“zurückstehen – auch die der künftigen Ehefrau und Mutter des gemeinsamen Kindes, Ulrike Nottrott.

Die ist entsetzt über die Szene, die sie in der Ausländerbehörde miterlebte. „Ich habe Gafron gefragt, ob er einen V-Mann aus Muritala machen will, und ihm schmutzige Geschäfte vorgeworfen.“Gafron habe schlicht geantwortet: „So ist die Welt.“Dann habe der Sachbearbeiter sie angefaucht, sie solle ihren künftigen Mann dazu bewegen, die Namen anderer illegal in Deutschland lebender Ghanaer preiszugeben. Zudem soll Gafron behauptet haben, zur Ausreise müsse Braimah ein sogenanntes Fullpayer-Ticket für 2040 Mark kaufen. Billigere Flugscheine akzeptiere die Ausländerbehörde nicht. Die Auskunft von Herrn Gafron war falsch: Wer „freiwillig“ausreist, kann auch ermäßigte Tickets erwerben, bestätigte Norbert Smekal, der Sprecher der Ausländerbehörde.

Gafron selbst will sich an ein solches Gespräch gar nicht mehr erinnern. Möglich sei, ließ er über den Behördensprecher ausrichten, daß er Braimah nach den Namen anderer Ghanaer mit falschen Papieren gefragt habe. Das sei üblich. Eine Gegenleistung habe er dafür aber nicht in Aussicht gestellt.

Derartige „Erpressungsversuche“, wie sie Braimah und seine Ehefrau in spe Gafron nachsagen, bezeichnet ihr Anwalt Ernst Medecke als „neue Qualität“des Umgangs mit Ausländern in der Behörde. Allerdings sei Gafron, so beobachtete Medecke in jahrelanger anwaltlicher Praxis, bekannt für einen besonders „harten Umgang mit Ausländern“.