Öko-Note: Vier Minus

■ In der Umweltbehörde werden Steuergelder sinnlos dauererhitzt. Hunderttausende Liter Trinkwasser rinnen nutzlos durchs Klo / Jahresverlust: über 5.000 Mark

Für BesucherInnen in der Umweltbehörde werden zwei Räume extra gut beheizt: Wartezimmer und Besucherklo. Letzteres ist zugleich besonders gut belüftet. „Treffer“, lacht Karen Helmke-Kohler, während ihr Kollege von der Bremer Umweltberatung, Klaus Brinkmann, das elektronische Thermometer in die Höhe hält. „23 Grad bei geöffnetem Fenster und Außentemperaturen von neun Grad“, sagt der. „Energieverschwendung“.

So stellt sich die Umweltbehörde am Dienstsitz von Senatorin Christine Wischers beim „kleinen Öko-TÜV“von taz und Bremer Umweltberatung dar. Im dritten Stock des ehemaligen CVJM-Hotels in der Birkenstraße, gleich vor der durchzugsbeheizten Toilette, brummt ein riesenhafter Kopierer – ohne Energiespartaste. „Immerhin ist das Treppenhaus belüftetet“, schnuppert Karen Helmke-Kohler nach Ozon-Ausdünstungen. Weiter geht die TÜV-Expedition, Richtung Senatorinnenzimmer.

„Je näher wir kommen, desto wärmer wird's“, juxen die Umweltschützer. Doch das täuscht. Nur auf dem Gang steht die Luft bei erstaunlichen 24 Grad still. „Sieben Grad über dem empfohlenen Richtwert für Durchgangsbereiche“, notiert Klaus Brinkmann die Minuspunkte. Woher die Hitze kommt, bleibt unergründet. Zimmertüren sind geschlossen, Heizkörper nicht in Sicht. Auch die eklige Beleuchtung trifft keine Schuld. Im Gegenteil, die Neontristesse und das 70er Jahre-Gelb dickgestrichener Flurwände haben schon wieder ihr Gutes: Wer so selten streicht und so sparsam renoviert, schont Ressourcen. Da kann man kaum meckern.

Im Einzelfall muß man sogar loben: Wo Individuen über Tisch und Heizungsknopf herrschen, regiert das Umweltbewußtsein. Da wird die Heizung vorm Lüften auf „Aus“gedreht, der Apfelbutzen wandert in den Bioabfall. Wischers „Rechte Hand“, Olaf-Thorsten Joachim, ist dabei der heimliche Spargipfelstürmer. Trotz üppiger 23 Grad Raumtemperatur. Sein Drucker hat sogar eine eigene Spartaste. Daß die vielleicht weniger Energie spart, als in ihr steckt, taucht erst später als böses Gerücht auf.

Böse Gerüchte sammeln sich im Dienstzimmer der Umweltsenatorin – und lauten zusammengefaßt so: Die ökologisch fragwürdigsten Objekte in Wischers Dienstzimmer stammen aus BesucherInnenhand. Protestnoten in Plastikheftern zum Beispiel, auf blitzweißem Papier. Ebenso der symbolische Holzspeer mit halbmeterlanger Spitze aus Aluminiumfolie – ausgerechnet von der Umweltorganisation BUND, erklärt Behördensprecher Holger Bruns-Kösters offenherzig. Dagegen besticht das übrige Interieur im ehemaligen Hotel-Doppelzimmer durch ökologische Unauffälligkeit. Der runde Konferenztisch, ein Relikt aus den Zeiten von Amtsvorgänger Ralf Fücks, ist sogar aus Vollholz. Das Schreibgerät, wie in allen Behördenräumen sämtlich „Plastik“und „Wegwerf“, streift Expertin Helmke-Kohler nur mit verächtlichen Blicken. Ebenso den „Alu-Sammelbehälter“im Hauseingang; darin nichts als Müll. Aber da ist das TÜV-Trüppchen schon auf dem Weg zu Inspektionsstätte Nummer zwei, der Umwelt-Dependance im Hanseatenhof. Vielgepriesen und als Neubau unter den Behördensitzen sicher kaum zu beanstanden, hatte es im Vorfeld geheißen. Aber ach.

Das heißeste Eisen steht im Treppenhaus. Hier werden Steuergelder dauererhitzt. Tropische 25 Grad Lufttemperatur halten sich hier vom Keller bis in die dritte Etage. Da geraten die Umweltschützer gleich zweifach in Schweiß. Der Grund: Ein kaputtes Heizungsthermostat. Nicht das einzige auf der Tour – wenn vielleicht auch das dauerhaft kaputteste. Denn während Edo Lübbing, Chef der Energieleitstelle, noch nachträglich „Stein und Bein schwört, daß er die Reparatur seines kaputten Thermostats schon lange beantragt ist“, wie Behördensprecher Bruns-Kösters nachträglich verrät, ist hier niemand zuständig.

Dieses Manko wird nur von der allgemein miserablen Toilettenlage übertroffen. Kein einziger Spülkasten hat die Spartaste. Traurige Bilanz: „In beiden Häusern werden jährlich rund 340.000 Liter Trinkwasser sinnlos durchs Klo gespült.“Allein mit den Wasserkosten von rund 2.800 Mark pro Jahr könnte man 280 Toiletten „nachrüsten“, sagt Klaus Brinkmann. Im Heizungssektor fällt das Fazit mindestens so negativ aus – trotz automatischer Nachtabsenkung. Allgemein überheizte Räume, vor allem kaum genutze Flure und Treppenhäuser, ärgern sie. Würde man deren Temperaturen um zwei Grad, von 22 auf 20 Grad senken, könnte man in beiden Häusern rund 3.200 Mark jährlich sparen. Mehr noch: Die Umweltbehörde würde vom Treibhausgas CO2 auf einen Schlag 13 Prozent sparen. „Fast die Hälfte der Vorgabe des Umweltgipfels von Rio bis 2005“, lacht Klaus Brinkmann. Eva Rhode