Happy birthday, Türke!

■ 20 Jahre Türkisches Wissenschafts- und Technologiezentrum in Berlin. Der Verein kümmert sich um türkische Schüler und den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Kenan Kolat, der 38jährige Vorsitzende des Türkischen Wissenschafts- und Technologiezentrums in Berlin, erzählt viel und schnell. Zwischendurch telefoniert er, kocht Tee und stapelt Broschüren auf den Tisch. Irgendwie schafft er es trotzdem, alle Aktivitäten des Vereins, der heute seinen 20. Geburtstag feiert, in einem zweistündigen Gespräch vorzustellen.

Der Name des Vereins irritiert zunächst: Mit Wissenschaft und Technik hat das Türkische Wissenschafts- und Technologiezentrum nur noch bedingt zu tun. Ursprünglich war es mit der Idee gegründet worden, die wirtschaftliche und technologische Entwicklung der Türkei durch die Ausbildung junger Wissenschaftler in der Bundesrepublik Deutschland zu fördern.

Heute kümmert sich der Verein weniger um die türkische Innenpolitik, sondern vor allem um die Betreuung türkischer Studenten in Berlin und die Situation von türkischen Einwanderern in der Hauptstadt.

Die Zahl der Studierenden ist nicht gering. In der Stadt gibt es rund 2.800 türkische oder türkischstämmige Studenten. Etwa 1.200 davon studieren an der Technischen Universität, an der auch der Verein sein Büro hat.

Fast zwei Drittel der Jungakademiker sind in Deutschland aufgewachsen und haben hierzulande ihr Abitur gemacht. Dennoch haben sie Probleme: Das fängt bei der Zulassung zum Studium an, geht über diskriminierende Vorschriften und endet bei Sprachschwierigkeiten.

Bis 1984, erzählt Kolat, sei es an den Berliner Hochschulen üblich gewesen, den Matrikelnummern ausländischer Studenten ein zeichenhaftes „A“ voranzustellen. Daß das abgeschafft wurde, schreibt sich der Verein auf die Fahne. Auch die zweifelhafte Verpflichtung der Universitätsverwaltungen, die Daten der ausländischen Studenten automatisch und ohne Einwilligung der Betroffenen zu speichern und an die zuständige Ausländerbehörde weiterzugeben, sei erst auf Betreiben des Wissenschaftszentrums aufgehoben worden.

Die Zahl der Türken, die zum Studium nach Berlin kommen, nimmt derzeit ab. „Die besseren gehen nicht mehr nach Deutschland“, meint Kolat. Großbritannien und die USA würden jetzt von den Studenten vom Bosporus favorisiert.

Neben ausländerpolitischen Themen beschäftigt sich der Verein auch mit allgemeinen Studienproblemen. So hat der Verein mehrere Studienratgeber für Ausländer und Vorlesungsskripte veröffentlicht. „Türkenskripte“ werden sie an der TU kurz genannt – mit Respekt allerdings. Zwischen 400 und 600 Skripte werden pro Jahr verkauft.

Seit 1992 läuft das Vereinsprojekt „2. Generation“, das sich an türkische Schüler richtet. Immer noch liegt der Anteil junger Türken, die Abitur machen, mit nur rund zehn Prozent weit unter dem ihrer deutschen Altersgenossen mit 30 Prozent.

Im Projekt „2. Generation“ können türkische Oberstufenschüler für wenig Geld Zusatzunterricht in den wichtigsten Abiturfächern erhalten.

Vierzig Prozent aller türkischen Abiturienten in Berlin hätten irgendwann in ihrer Schülerzeit einmal an dem Projekt, das von der Ausländerbeauftragten des Senats mitfinanziert wird, teilgenommen, sagt Nurdan Kütük, die als Deutschlehrerin in dem Projekt arbeitet.

Aber manche junge Türken brauchen mittlerweile weniger Nachhilfe in Deutsch als in ihrer Muttersprache. „Heute bieten wir auch Türkisch für Türken an“, sagt Kolat, der selbst 1980 nach Berlin kam. Vor 20 Jahren sei das noch undenkbar gewesen. Hubert Wetzel/dpa