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: Eine Diva aus Mali: Oumou Sangare gastiert mit Band im Pfefferberg

Wegen der coolen Intensität ihrer dunklen und volltönenden Stimme wurde sie anfangs oft mit Billie Holiday verglichen. Doch Oumou Sangaré ist längst eine Klasse für sich. Ihr Debüt „Moussoulou“ (was schlicht „Frau“ bedeutet) machte sie 1989 über Nacht zum Star, damals war sie gerade 21. Über 200.000 Kopien von „Moussoulou“ gingen nach offiziellen Schätzungen über den Kassettentisch, doch die genaue Zahl dürfte, dank der in Afrika weitverbreiteten Praxis des Kassettenraubkopierens, noch um einiges höher liegen.

Das Album war der bisher größte Erfolg für eine Sängerin aus der Wassoulou-Region im Süden Malis. Die Musik aus dieser Ecke des musikalisch so ertragreichen Wüstenstaats wird seit jeher von Frauen geprägt und bildet damit ein Gegengewicht zur männlichen Musikerkaste der Griots. Wassoulou-Sängerinnen widmen sich in ihren Songs den Alltagssorgen und wenden sich damit an jedermann und -frau. Explizit als Frauenrechtlerin versteht sich Oumou Sangaré, die in ihren Liedern gesellschaftliche Mißstände wie Zwangsehe, Polygamie und die vielen Abhängigkeiten der malischen Frauen anprangert. Entsprechend gilt sie als Sprachrohr eines neuen weiblichen Selbstbewußtseins.

Wenig Konzessionen macht Oumou Sangaré auch an kommerzielle Erwägungen. Der im pentatonischen Wassoulou-Stil ruhende, vom Rhythmus getragene Sound bleibt weitgehend traditionell und akustisch. Indem sie von Anfang an keine elektronischen Spielereien benutzt hat, setzte sie einen wohltuenden Kontrapunkt zur damals populären Afropop-Billigelektronik. Gleichwohl finden sich Spuren einer behutsamen Modernisierung: die herkömmliche Pferdehaarfiedel ersetzte sie durch eine Violine, und die Kalebasse führte sie als Percussionsinstrument ein. Bass und Gitarre halten sich dezent zurück, die sechssaitige Kamalengoni-Laute und eine Peuhl- Flöte geben die Grundstimmung vor, und die beiden Chorsängerinnen, „Oumettes“ genannt, umrahmen die sinnliche Stimme im Zentrum. Wie Hypnose wirken der sanfte, multirhythmische Groove und der leicht melancholische, erdige Klang der Melodien, mehr zum Mitwippen als zum Tanzen. Doch daß es nicht allein beim Hörvergnügen bleibt, dafür sorgt die Bühnenpräsenz der vitalen Diva – Zeugen des verregneten Heimatklänge-Sommers vor vier Jahren werden das bestätigen können. Daniel Bax

Samstag ab 22 Uhr im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Mitte