„Dafür bekommen Sie ein neues Haus“

■ Brehoch will Hausmeister-Bungalow für 190.000 Mark sanieren / Streit um Eigenbetrieb

Normalerweise feilschen die Bildungsdeputierten nicht um ein paar tausend Mark, die gegen undichte Dächer oder vergammelte Klassenräume lockergemacht werden. Als aber die Abgeordneten im Wust der Planungspapiere eine auf 190.000 Mark veranschlagte Sanierung eines kleinen Hausmeister-Bungalows entdeckten, zogen sie die Notbremse. „Für 190.000 Mark bekommen Sie fast ein neues Haus“, sagt eine Deputierte.

Die verantwortliche Brehoch, ehemaliges Hochbauamt und inzwischen Eigenbetrieb, solle gefälligst nochmal nachrechnen. Inzwischen sind die Planer bei 121.000 Mark angelangt.

Seit zwei Monaten blockiert die Deputation den Baubeginn am Vier-Zimmer-Bungalow der Sonderschule an der Fritz-Gansberg-Straße. Seit zwei Jahren steht die Dienstwohnung, Baujahr 1976, leer. Der Hausmeister kommt täglich aus Horn und ist abends und am Wochenende nicht da. „Ein unhaltbarer Zustand“, sagt Schulleiter Georg Schweppe. „Jugendliche treiben sich auf dem Gelände herum.“. Wenn das die Sache der Schule wäre, „hätten wir schon längst eine Lösung gefunden“. Aber: „Wir sind Opfer einer gewissen Überschaubarkeit“.

Tatsächlich sehen Deputierte wie Ulrike Hövelmann (SPD) oder Helmut Zachau (Grüne) den Bungalow-Streit als Exempel an. Denn als Bau-Laien haben sie schon länger das Gefühl, daß Brehoch „Geld rausschmeißt“.

Brehoch-Chef Falko von Strauß und Torney weist die Kritik zurück: „Der Bungalow ist überhaupt nicht wärmegedämmt“. Die Vorschriften verlangten aber eine Isolierung von Dach und Wänden. „Das sind Gesetze, die sich Bremen selbst gegeben hat. Jetzt wundert man sich, daß das was kostet“. Allerdings sei Brehoch gegenüber privaten Planern im Nachteil, weil „unsere Kosten in der Öffentlichkeit behandelt werden“.

Der Grüne Zachau ärgert sich über die Vorschriften-Mentalität, mit der nachfragende Abgeordnete von Brehoch erschlagen würden. „Niemand sagt was, wenn Ratten in der Schule herumlaufen. Dafür gibt es keine Vorschriften.“.

In der abgespeckten Summe, den 121.000 Mark, sind die Kanal- und Pflasterarbeiten außerhalb des Bungalows nicht drin, sagt Hartmut Schiel, Bauplaner im Bildungsressort: „Eigentlich reden wir noch über 155.000 Mark“. Es gehe aber nicht um Brehoch, sondern darum, ob öffentliche Auftraggeber nicht generell zu teuer sind. Noch sei man aber verpflichtet, über Brehoch bauen zu lassen.

Nicht mehr lange. Laut Erika Huxhold, Sprecherin der Bildungsbehörde, soll ab dem kommenden Jahr eine neue, als GmbH organisierte Baugesellschaft namens „Schulbub“die Bauvorhaben des Ressorts betreuen. Und da geht es um echtes Geld: 1996 haben die Bildungsleute 22,8 Millionen Mark verbaut. In diesem sind es 17 und 1998/99 jeweils 11,5 Millionen, dazu kommen 20 Millionen aus dem Stadtreparaturfonds. Nach optimistischen Rechnungen soll „Schulbub“acht bis zehn Millionen pro Jahr einsparen.

Was mit Brehoch geschieht, wenn die Aufträge der Bildungsbehörde nicht mehr Geld in die Kassen bringen, ist unklar. Ebenso ungewiß ist auch die Rolle der Brehoch, wenn die vom Senat geplante privatrechtliche Immobiliengesellschaft gebildet werden sollte. Insofern hängt am Zank um den Hausmeister-Bungalow mehr als „nur“ein paar zigtausend Mark.

Joachim Fahrun