Press-Schlag
: Wunderbarer Punkt

■ Faszinierender Fußball in Freiburg

Reden wir von Abstieg, Abschied, dem langen Schmerz und all der Breisgau-Spezifik? Nicht schon wieder? Gut. Dann schlicht von Fußball. Mag sein, daß das 2:2 zwischen dem SC Freiburg und 1860 München ein faszinierend schlechtes Spiel war. Es war aber auch faszinierender Fußball.

Zu sehen gab es, sagte der Augenzeuge und 1860-Trainer Werner Lorant, „zwei ganz verschiedene Halbzeiten“. Nach der ersten schien der SC völlig am Ende. Es sah aus, als sei man dabei, die Saison vorzeitig zu beenden. „Ich will nicht akzeptieren, daß die Qualität der Spieler entscheidet“, hat SC-Trainer Volker Finke als Motivation für das künftige Schaffen ausgegeben. Es war aber so, daß die individuellen Fähigkeiten von Nowak, Pelé, Bender, Cerny und dem zweifachen Torschützen Winkler – man kann auch sagen, die individuellen Defizite und Fehler beim SC – von Freiburger Teamarbeit nicht halbwegs zu neutralisieren waren.

Und dann plötzlich doch. Buric' Zufalls-Anschlußtreffer weckte das apathisch leidende Publikum. Plötzlich lebte das Stadion und das SC-Team. Mühselig war das, doch der Ball holperte jetzt von einen Freiburger zum nächsten. Die verlorenen Bälle wurden zurückgewonnen, weil so zusammengearbeitet wurde, daß der ballführende Münchner, eingekreist, das Gerät wieder hergeben mußte. Irgendwann traf Max Heidenreich. Bezeichnenderweise tat er es, nachdem Wassmer eine Chance zunichte gemacht zu haben schien. „Die zweite Hälfte, sagte Finke, „hat als Mannschaftsleistung ein bißchen versöhnt.“ Das ist nüchtern. Er hätte auch schreien können: Seht, diese Mannschaft! Hmhmhm – zumindest bis nächsten Samstag hätte ihn keiner widerlegen können.

Heidenreich sagte, der Punkt sei natürlich nicht genug. Tabellarisch gesehen ist das wahr. Jenseits der Tabelle ist er ein Geschenk – rational betrachtet eines der Münchner, irrational gesehen vom, ähem, Schicksal. Mehrmals durfte der extrem schnelle Cerny am Ende auf den nicht extrem schnellen Frontzeck zumarschieren, jedesmal spielte er ihn aus. Einmal landete der Ball am Lattenkreuz, einmal paßte Cerny zu Winkler, und dann brachten Schmadtke und Buric dessen Schuß trotz aller Mühen nicht über die Torlinie. So wie das lief zuletzt, hätte man geschworen, der eine knallt dem anderen an den Kopf – und von da hüpft er rein. Und diesmal: Wird das Nichtaufgeben des Teams belohnt. Und das des Publikums auch. Man kann miteinander weitermachen.

Unsereins wurde auf dem Weg vom Dreisam-Stadion zum Parkplatz von zwei Damen gestoppt. Doch noch 2:2? Nach 0:2? „Das ist ja“, jauchzte die Jüngere, „Wahnsinn!“ So muß man das sehen. Genau so. Peter Unfried