Sind so viele Oles

Eine Stadt in Verwirrung: Wer ist nun der wahre Ole, und wer sind all die anderen? Es rätselt  ■ Silke Mertins

Geschichte wiederholt sich doch. Und Hamburg ist eigentlich Jerusalem. Als man damals, im „Leben des Brian“, gerade munter gekreuzigt hatte und ein römischer Soldat zu wissen begehrte, wer von den Hängenden denn „Brian von Nazareth“sei, damit man ihn runterlassen könne, gab es derer so viele. „Ich bin Brian“, „Ich bin auch Brian“und „meine Frau ist auch Brian“, rief es von den Kreuzen herunter. In der heutigen Zeit heißen die Brians Ole.

„Ich bin für Ole“, grinste es tausendfach auf Plakaten quer durch Hamburg. Eine ganze Stadt rätselt seither: Wer ist Ole? Wo ist Ole? Was will Ole? „Ich bin's“, behauptet der CDU-Politiker Ole von Beust. Er sei im Rathaus und wolle Bürgermeister werden, wenn er groß ist. Die abgebildeten Personen auf den Plakaten seien alle seine Fans. Außerdem habe seine Partei sich die tolle Werbung ausgedacht und auch bezahlt.

Doch kann man diesem Mann trauen? Hat er Beweise? Auf Anfrage der taz muß die CDU-Pressestelle zugeben, daß Ole kein richtiger Ole ist, sondern gebürtig Friedrich von Beust heißt. Weil seine Omma ihn immer „Ole Popp“(hochdeutsch: alte Puppe) genannt haben soll, ließ er mit 18 Jahren seinen Namen offiziell um „Ole“ergänzen. Aber er sei schon immer so gerufen worden, schwört die CDU. Sogar auf den Schulzeugnissen habe dieser Name gestanden.

Lüge: Der CDU-Spitzenkandidat sei nicht der gesuchte, hat die GAL nach intensiver Recherche herausgefunden. Von Beust sei ein „gefälschter Ole“, so der grüne Landesgeschäftsführer Bernd Farcke. Aber „wir haben den echten gefunden!“meldet Farcke Erfolg. Um ganz sicher zu gehen, daß diese wahlkämpfende Stadt nicht weiter mit falschen Oles hinters Licht geführt wird, wurde das Gesicht des wahren Ole an jeder Straßenecke plakatiert.

Nicht „Ich bin für Ole“, sondern „Ich bin Ole“steht darauf zu lesen. Nicht von Beust heißt der Echte mit Nachnamen, sondern Frahm. Er ist ein geborener und kein nachträglicher Ole. Außerdem will er nicht Bürgermeister werden, sondern ist bereits „Meisterbürger“. Und das „reicht ihm vollkommen“, weiß GALier Farcke aus erster Hand. Frahms aufrüttelnde politische Botschaft: „Ich bin gegen für“. Für Ole nämlich. Damit treffe er genau das Niveau der Plakate „Ich bin für Ole“, so Farcke. Das sei ein weiterer Beweis seiner Echtheit.

Heute um 11 Uhr lüftet die GAL das Rätsel um die Ole-Identität offiziell auf dem Ottenser Spritzenplatz. Es soll, wird gemunkelt, aus gegebenem Anlaß „Always look on the bride side of life“gesungen werden. Daß auch eine Kreuzigung des falschen Oles geplant ist, dementierte die GAL gestern jedoch mit aller Entschiedenheit.