Bayer expandiert – in Asien

Trotz eines Rekordgewinns will der Chemiegigant im Inland weiter Stellen abbauen. Großinvestitionen und Beschäftigungszuwachs finden nur noch im Ausland statt  ■ Aus Frankfurt Klaus-Peter Klingelschmitt

Ein Mann, ein Wort: Vom Rekordabschluß für Bayer hatte Vorstandschef Manfred Schneider schon Ende 1996 nach Vorlage der Daten für die ersten drei Quartale im Geschäftsjahr 1996 gesprochen. Jetzt ist es – von den Bilanzprüfern bestätigt – amtlich. 1996 war für Bayer das Rekordjahr in der Konzerngeschichte: 4,464 Milliarden Mark Konzerngewinn vor Steuern.

Da bleiben nach dem Griff von Theo Waigel in die Konzernkasse noch stolze 2,7 Milliarden Mark im Beutel des Chemiegiganten vom Rhein hängen. Geld für Investitionen im Ausland. Denn nur außerhalb der deutschen Grenzen und der Grenzen der Europäischen Union (EU) seien auch in Zukunft noch exorbitante Umsatzsteigerungen zu erwarten. „Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa, insbesondere hier in Deutschland, hat die Erwartungen dagegen nicht erfüllt“, klagte Schneider. Deshalb investiert Bayer rund 500.000 Mark in Thailand für den Bau einer Großanlage zur Produktion des thermoplastischen Kunststoffes Makrolon.

Und in Taiwan soll gleichfalls für eine halbe Milliarde Mark eine Anlage zur Produktion von 100.000 Jahrestonnen des Polyurethanrohstoffes „TDI“ entstehen. Einschließlich weiterer Projekte in China und Indien will Bayer insgesamt 1,5 Milliarden Mark alleine für den „Ausbau der Marktposition in Asien“ investieren. Zweistellige Zuwachsraten beim Umsatz gab es für Bayer 1996 in den lateinamerikanischen Ländern und einen Spitzenzuwachs von 19 Prozent in Nordamerika.

Das hat Konsequenzen auch für die Beschäftigten. Im vergangenen Jahr schon trennte sich Bayer von 2.660 MitarbeiterInnen. Für 1997 kündigte Schneider den Abbau von weiteren 1.000 Stellen in Deutschland an, während die Zahl der Beschäftigten von Bayer im Ausland weiter zunehmen soll. Für die Börsianer in Frankfurt sind die vollzogenen und angekündigten Entlassungen offenbar zu gering. Denn nach Vorlage der Bilanz in Leverkusen fiel der Kurs für eine Aktie von Bayer gestern um 0,92 Prozent auf 70,75 Mark. Und auch der Rekordgewinn entsprach nach Angaben von Börsenmaklern nicht ganz den Gewinnerwartungen der Spekulanten. Die Analysten waren davon ausgegangen, daß Bayer mit Vorlage der Bilanz 96 die Grenze von 50 Milliarden Mark (tatsächlich: 48,6 Milliarden Mark) beim Umsatz überschreiten würde. Den Sprung hat Schneider für das laufende Geschäftsjahr angekündigt. In den ersten beiden Monaten des Jahres seien die Umsatzzahlen des Vorjahres um acht Prozent übertroffen worden.