Mobutus Familie flieht

■ Zaires Mobutu-Elite verläßt Kinshasa. Kabila verkündet begrenzte Feuerpause

Kinshasa/Goma (AFP/AP) – Der Kollaps des Mobutu-Regimes in Zaire setzt sich fort. Die verbliebene Familie des Präsidenten, der sich wegen eines Krebsleidens bereits in Frankreich aufhält, setzte sich gestern aus der zairischen Hauptstadt Kinshasa über den Kongo-Fluß hinweg in die kongolesische Hauptstadt Brazzaville ab. Alle engeren Verwandten des Präsidenten halten sich ohnehin bereits im Ausland auf. Andere Angehörige der zairischen Elite drängten sich gestern am Flughafen und warteten auf Flüge nach Europa. Ministerpräsident Kengo wa Dondo reiste nach Kenia, um dort an einem für heute angesetzten Staatengipfel über die Krise in Zaire teilzunehmen. Über den Gesundheitszustand Mobutus gab es widersprüchliche Informationen.

Laurent-Désiré Kabila, Führer der zairischen Rebellenbewegung Allianz demokratischer Kräfte für die Befreiung von Kongo/Ex-Zaire (AFDL), verkündete unterdessen einen siebentägigen Waffenstillstand in einem Umkreis von 20 Kilometern um die frisch eroberte Stadt Kisangani. Dies solle internationalen Hilfsorganisationen Zugang zu den dortigen Kriegsflüchtlingen ermöglichen. Zuvor hatte es internationalen Druck auf die AFDL gegeben: Die USA hatten einen Waffenstillstand gefordert, während UN-Vermittler Mohammed Sahnoun verlangte, Kisangani und die nahe gelegene Stadt Ubundu zu „Schutzzonen“ zu erklären. Vor allem um Ubundu halten sich Zehntausende ruandische Hutu-Flüchtlinge auf, die zum Teil bewaffnet auf seiten der zairischen Regierungsarmee kämpften und ansonsten auf der Flucht vor den Rebellen sind.

Zur militärischen Lage sagte Kabila, die AFDL ziele auf die Einnahme der Millionenstadt Mbuji-Mayi im Herzen des Diamantenfördergebietes der zentralzairischen Provinz Kasai. Die Regierungsarmee sei aus Mbuji-Mayi bereits geflohen. Kabila warf Frankreich vor, in Zaire einen Militärputsch zu planen, um „Mobutu durch Mobutisten zu ersetzen“.