Überfall in Uniform

■ Bundeswehrsoldaten drangsalieren Ausländer

Berlin (taz/AP) – Baseballschläger, Motorradhauben auf den Köpfen und teilweise in Uniform – derart ausgestattet marschierten Montag abend gegen 21.30 Uhr mindestens neun Rekruten durch Detmold. Sie grölten Haßparolen und wollten nur eines: Ausländer zusammenschlagen. In der Fußgängerzone überfielen sie einen Italiener. Am Markt stürzten sie sich auf zwei Türken. Die Soldaten schlugen auf die Opfer ein, traten sie und bedrohten sie mit einem Messer. Die drei überfallenen Männer wurden leicht verletzt.

Neun Soldaten kamen gestern in Arrest. Ein Sprecher des Bielefelder Staatsschutzes vermutete, daß noch weitere Soldaten an den Überfällen beteiligt gewesen sind. Zeugen wollen gesehen haben, daß 15 Soldaten im Trupp durch die Stadt liefen. Der Staatsanwalt hat Haftbefehle gegen die neun Festgenommenen beantragt.

Sechs Rekruten kommen aus den neuen Bundesländern, drei aus den alten. Besonders hervorgetan haben soll sich ein 26jähriger Soldat aus Leipzig. Die Männer waren nahe Detmold in der Generalfeldmarschall-Rommel- Kaserne stationiert. Besonders pikant: Einige der Schläger sollten mit der Friedenstruppe SFOR nach Bosnien geschickt werden.

Empört reagierte man auf der Bonner Hardthöhe. Verteidigungsminister Volker Rühe bedauerte „dieses schändliche Verhalten einiger Bundeswehrsoldaten“ und entschuldigte sich bei den Opfern. Rühe, um den guten Ruf deutscher Soldaten in Bosnien bemüht, ließ sich über die mutmaßlichen Täter informieren. Er sagte: „Man muß sich nur vorstellen, diese Leute wären zum Einsatz gekommen.“ Der Überfall sei jedoch kein Zeichen von Rechtsradikalismus in der Bundeswehr. Der stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungausschusses, Dieter Heistermann (SPD), forderte eine Untersuchung durch den Bundestag. Der türkische Botschafter sagte, die Türkei erwarte, daß die Täter bestraft werden. Für kommenden Samstag ist in Detmold eine Antirassismus-Demonstration geplant. roga Bericht Seite 5

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