Die Leiter zum Grauen

■ Das New Yorker Label Word Sound stellt mit Spectre, Dr. Israel, I-Powa und den Qaballah Steppers seine rätselhaften, düsteren Dubkonzentrate vor

Das ist nichts für sonnige Gemüter. Was da seit zwei Jahren unter dem Signet des Word-Sound-Label aus Brooklyn auch in hiesige Haushalte gelangt, klingt düster, mystisch und bis zur Überspanntheit konzentriert.

Seit das Musikerkollektiv auf den beiden Crooklyn-Dub-Consortium-Samplern schwergängigen Dub mit militanter Dubphilosophie vertäut, ist die Musikpresse nicht um blumige Metaphern verlegen, die rätselhafte Welt von Word Sound zu skizzieren. Von „Hohepriestern des Dub“(Rolling Stone), „der Cosa Nostra des New Yorker Klangunderground“(Wom Journal) und von „Dub Terroristen“(Alternative Press) ist ebenso die Rede wie von „dunklen Kavernern der Kreativität“und vom Satanismus eines Alister Crowleys. Angesichts der gut ein Dutzend Veröffentlichungen von Word Sound trifft all das auch irgendwie zu.

Neben der Begeisterung über die Klangkonsequenz aus Brooklyn führt vermutlich eine gehörige Portion Überraschung zu solch wuchernden Assoziationsketten. Denn auch Kenner konnten es kaum für möglich halten, daß ausgerechnet in New York, ausgerechnet im Umfeld des antiseptischen Produzenten Bill Laswell diese dichte Positionsbeschreibung von Dub entstand.

Auch der – nach dem Auftritt anläßlich des Urban-Species-Wochenende 1995 – zweite Auftritt von Word-Sound-Künstlern in Hamburg wird wenig Klarheit in ihre Produktionsbedingungen oder Standpunkte bringen. Denn die Qaballah Steppers, Wordsound I-Powa, Dr. Isreal und Spectre werden inkognito auftreten: Versteckt hinter dunklen Brillengläsern und einem Guerillakämpferkostüm werden sie monströs vergrößerte Tierfotos über die Körper flimmern lassen.

Den Anfang macht dabei Dr. Israel mit einem Junglestück, das ausgerechnet den Horrorfilm Jacob's Ladder in Töne gießt. Dabei kommt er seiner dunklen Seite gefährlich nahe, wie die Störgeräusche verraten. Die Qaballah Steppers stimmen mit eingängigeren Ethnoweisen etwas versöhnlicher. Dazwischen aber zeigt der Labelchef, eine polymorph-perverse Kunstfigur, die faszinierend-düstere Seite von Word Sound. Angesichts von Spectre, aka The III Saint aka Disciple of Dark, hat auch der Waschzettelschreiber sein letztes Quäntchen Verstand verloren: „He has been lurking in the shadows for a long time now“, heißt es da über den Labelbetreiber. „Terrorizing your sub-conscious mind with beats that are iller than a AIDS patient.“

Volker Marquardt Mo, 24. März, 21 Uhr, Markthalle