Nicht nervös werden

■ Krupps Thyssen-Pläne verunsichern Beschäftigte auch bei Blohm+Voss

Die Übernahmepläne des Krupp-Konzerns haben bei den Mitarbeitern der Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss, einer Thyssen-Tochter, erneut „große Verunsicherung“ausgelöst. „Nach dem massiven Stellenabbau und der Umstrukturierung im vergangenen Jahr hatten wir den Hoffnungsschimmer, daß wieder Ruhe bei Blohm+Voss einkehren würde“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Otto Tetau gestern. Gleichzeitig warnte er allerdings vor voreiligen Spekulationen: „Bisher gibt es nur Absichtserklärungen.“

Der Vorstand von Blohm+Voss wollte sich angesichts fehlender konkreter Beschlüsse nicht zu der möglichen Übernahme äußern. „Wir lassen uns nicht nervös machen“, sagte Firmensprecherin Andrea Wessel. Zumal gestern bekannt wurde, daß Thyssen und Krupp heute Verhandlungen über eine Kooperation aufnehmen wollen.

Die Hamburger Werft hat derweil, so Tetau, seine Position nach der Umstrukturierung stärken können. Bei einer Betriebsversammlung sollen die Mitarbeiter an diesem Donnerstag über den aktuellen Stand informiert werden. Am Freitag treffen sich alle Betriebsräte der Thyssen-Konzerntöchter in Duisburg zu einer zentralen Betriebsrätekonferenz.

Der Bereich Werften stehe nach der Zerlegung von Blohm+Voss in drei Unternehmensbereiche – Werften, Reparatur, Maschinenbau – gut da, hieß es. „Der Schiffsneubau in der Hamburger Werft ist mit einem Auftragsbestand von rund zwei Milliarden Mark bis 1999 ausgelastet“, sagte die Unternehmenssprecherin. Zusammen mit dem Schwesterunternehmen Thyssen Nordseewerke aus Emden betrage der Auftragsbestand sogar rund fünf Milliarden Mark und reiche noch bis weit über das Jahr 2000 hinaus.

Im Auftragsbestand der Hamburger sind nach Angaben von Wessel zwei Fregatten für die Bundesmarine und die Türkei sowie im zivilen Sektor eine Großyacht. Der Betriebsrat hofft, daß die Werft im Sommer einen weiteren Großauftrag über zwei Passagierfähren für Griechenland an Land ziehen kann. Insgesamt will Blohm+Voss in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben.

Bei dem Unternehmen sind derzeit rund 1300 Mitarbeiter bei der Werft, 400 in der Reparatur und 850 im Maschinenbau beschäftigt. Selbst wenn die Produktivität erhöht würde, müßten nach Auskunft des Betriebsrat in den kommenden Jahren keine Leute entlassen werden. lno