(K)eine Ambulanz

■ Hafenkrankenhaus: Besetzer richten Arztpraxis ein, Kassen wollen Exitus

Die BesetzerInnen der Station D sorgen erneut für Leben im Hafenkrankenhaus (HKH): Am Zirkusweg gibt es eine neue Ambulanz. Offiziell gilt die Klinik als geschlossen, faktisch arbeiten die BesetzerInnen an der Verwirklichung der Pläne für ein alternatives Gesundheitszentrum 2000. Ein Zimmer wurde jetzt zur Ambulanz umfunktioniert. Auf Wunsch werden die Patienten auch anonym behandelt.

„Wir hatten einen drogenabhängigen Patienten, mit einem Spritzenabzeß in der Armbeuge, der sich nirgendwo anders hintraute“, berichtet Klaus Weber der taz. Der niedergelassene Arzt aus St. Georg ist einer der Initiatoren des Projekts, das nicht nur eine symbolische Unterstützung sein soll. In der Ambulanz können schlecht heilende Wunden und offene Beine, kleine Platzwunden und bis zu mittelgroße Abzesse behandelt werden. Die Ambulanz ist wochentags von 20 bis 22 Uhr geöffnet und mit einem Arzt und einer Pflegekraft besetzt. Am Wochenende können nur nach telefonischer Rücksprache (

Die UnterstützerInnen wollen mit dem Projekt dokumentieren, daß neben der Besetzung durchaus eine arbeitsfähige Ambulanz betrieben werden kann und auch muß, da mehrere Fälle von Patienten bekannt geworden sind, die trotz massiver Erkrankungen anderswo nicht behandelt wurden.

Der Landesbetrieb Krankenhaus hatte die Wiedereröffnung der Hafenkrankenhausambulanz bisher an die Bedingung verknüpft, die Besetzung zu beenden. Die Klinik hatte Ende Februar die Patientenversorgung auf Beschluß des Senats einstellen müssen.

Gestern stellten die Hamburger Krankenkassen den Bedarf für eine Ambulanz im HKH erneut in Frage. Bislang hätten sich „keine Engpässe“in der medizinischen Versorgung des Stadtteils ergeben. Anfang nächster Woche wollen sie in einem „Spitzengespräch“die gemeinsame Linie festlegen und danach Verhandlungen mit dem Senat aufnehmen.

Am Wochenende findet in der Schule Friedrichsstraße auf St. Pauli eine Tagung zum Thema Gesundheitszentrum statt. Beginn: 14 Uhr . Lisa Schönemann