■ Bundeswehroffizier plant unbesiegbare Friedensmacht
: Den nationalen Panzer erfliegen

Berlin (taz) – Ein Freiwilligenkorps von meditierenden Friedenssoldaten, sogenannten „Yogischen Fliegern“, will Oberstleutnant Gunter Chassé als Verstärkung und Ergänzung der Truppe aufstellen. „Um unsere Nation vor unlösbaren Konflikten zu bewahren, ist es notwendig, eine lebensfördernde Atmosphäre in der Bevölkerung zu schaffen, die das Entstehen von Feindseligkeit und Gewalttätigkeit innerhalb und außerhalb Deutschlands verhindert – also gar nicht erst entstehen läßt“, erklärt der 55jährige Berufsoffizier, der zum Ende des Monats in den Ruhestand geht.

Die Bundeswehr sei – trotz jüngster Anerkennung im In- und Ausland – nicht in der Lage, Deutschland ausreichend Schutz zu bieten, glaubt der gebürtige Saarländer. 500 Freiwillige in jedem Bundesland dagegen könnten das Land mit einer „Vedischen Verteidigungsstrategie“ beschützen, „die mittels Bewußtseinsprogrammen die lebensförderlichen und evolutionären Kräfte der Naturgesetze zu beleben weiß“.

Die friedensstiftende Meditation hat drei Stufen: das leichte Hopsen, das kurze Schweben über dem Boden und schließlich das „Yogische Fliegen“. Für die Sicherung des Weltfriedens genüge die erste Stufe, die innerhalb von zwei Monaten erlernbar sei und die Gunter Chassé nach eigenen Angaben selbst beherrscht. Negative Energie verwandle sich in positive – aus Feindschaft werde Freundschaft. Die mentalen Ströme bildeten einen „nationalen Panzer“, eine unbesiegbare Grenze, die das Land für jeden schädigenden Einfluß von außen undurchdringbar macht. „Wenn kein Feind mehr geboren wird, ist auch Kämpfen nicht mehr erforderlich. Unser Land ist dann unbesiegbar“, so der Offizier.

Die Gesellschaft für Alternative Verteidigung, ein gerade gegründeter Verein mit Verbindungen zur Naturgesetzpartei, wirbt bundesweit für Chassés Vedisches Kontingent. Wissenschaftliche Untersuchungen hätten zweifelsfrei erwiesen, daß kollektive Meditationen mit 7.000 Teilnehmern zu einer weltweiten Abnahme von Konflikten und Terrorismus geführt hätten. Die „Prinzipien der Unbesiegbarkeit“ seien in Einklang mit mathematischen und naturwissenschaftlichen Formeln entwickelt worden. „Außerdem ist das Vedische Friedenskorps die erste Armee, in der Frauen gleichberechtigt sind“, begeistert sich Ina- Maria Raschen, Gründungsmitglied der Gesellschaft.

Gunter Chassé war bis Anfang der neunziger Jahre im Bereich der Nato-Luftabwehr eingesetzt. Als Ergänzung zu seiner militärischen Schulung absolvierte Chassé eine fachliche Ausbildung an verschiedenen Flugabwehrraketensystemen in den USA. 1992 versetzte die Luftwaffe ihn in die territoriale Landesverteidigung. „Ich habe mein Leben der Verteidigung gewidmet“, resümiert der Oberstleutnant: „Alles, was ich bin, verdanke ich der Bundeswehr.“ Doch habe er sich oft Gedanken darüber gemacht, ob Landesverteidigung nur mit Waffengewalt und Abschreckung möglich sei.

Vor fünf Jahren kam der Träger des goldenen Ehrenkreuzes der Bundeswehr mit Maharishis Lehre von der mentalen Verteidigung in Berührung, einem 688seitigen Taschenbuch. Seitdem hatte Gunter Chassé vergeblich versucht, seine Bundeswehrkollegen und die Hardthöhe von seinen Plänen zu überzeugen. „In vielen Gesprächen habe ich Nachdenklichkeit ausgelöst. Aber die notwendige Zustimmung blieb aus.“ Daher will er sofort nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst zum 1.April vor allem arbeitslose Jugendliche für sein Korps gewinnen. Diese würden dann einen wertvollen Dienst für die Allgemeinheit tun.

Die finanziellen Mittel für den Aufbau soll die Industrie aufbringen, die von der harmonischen Ausstrahlung profitieren würde. „Abbau von kollektivem Streß, Entwicklung innerer und äußerer Sicherheit sind gute Voraussetzungen für einen blühenden Wirtschaftsstandort Deutschland.“ Außerdem appelliert Chassé an die Ministerpräsidenten der Bundesländer, sein Vorhaben zu unterstützen: „Die systematische Ausübung der Meditationsprogramme führt zu einer höheren Bewußtseinsqualität und damit zum Abbau von Gewalt, Kriminalität und Drogenkonsum.“ Leif Allendorf