Outing angedroht

■ Spaniens Homos nicht gleichgestellt

Madrid (taz) – Spaniens Schwulen- und Lesbengruppen sind sauer. „Wir werden künftig zu wesentlich radikaleren Aktionsformen greifen“, kündigt der Sprecher der Madrider Koordination (Cogoam), Mili Hernadez, an. Falls das spanische Parlament sich nicht bald auf ein Gesetz einigt, das unverheiratete Paaren, egal welcher sexuellen Orientierung, die gleichen Rechte wie Ehepartnern einräumt, wollen sie beginnen, Namen von Abgeordneten preiszugeben, die, obwohl schwul oder lesbisch, am Dienstag einen entsprechenden Gesetzentwurf im Parlament zum Scheitern brachten.

Die Entäuschung sitzt tief, war doch das Ziel zum Greifen nahe. Zweimal stimmte das Parlament über einen von der sozialistischen PSOE und der kommunistischen Vereinigten Linken (IU) eingebrachten Gesetzentwurf ab. Zweimal ergab die Auszählung: 161:161. Denn die baskischen Nationalisten der PNV, die die konservative Regierung von José Maria Aznar mittragen, waren zur Opposition übergelaufen. Beim dritten Mal dann gaben zwei Abgeordnete der Kanarischen Koalition (CC), die jemand eiligst alarmiert und in den Plenarsaal gekarrt hatte, den Ausschlag. Die Regierungsmehrheit siegte, das Gesetzt wurde gestoppt, ein Ausschuß zur Prüfung der entsprechenden rechtlichen Fragen ins Leben gerufen, um bis Ende Juni ein Gutachten auszuarbeiten.

„Ein übler Trick, um Zeit zu gewinnen“, schimpft José Perdet, der PSOE-Abgeordnete, der den Gesetzentwurf vorstellte. Die Opposition will sich nicht geschlagen geben. Bereits gestern reichte Perdet das Werk abermals beim Parlamentsausschuß ein, um es in den nächsten Wochen erneut zur Abstimmung zu stellen. Der Gesetzentwurf von PSOE und IU sieht eine völlige Gleichstellung eheähnlicher Gemeinschaften mit Ehepaaren vor. Reiner Wandler