Energiesparmodell „Meister Lampe“

■ Stadtwerke verschenken Sparlampen – zum Nutzen aller

Freiburg (taz) – Man stelle sich einmal vor, der Energiekonzern RWE würde jedem Privathaushalt eine Energiesparlampe schenken. Und Badenwerk, Bayernwerk, PreussenElektra und alle andern täten das gleiche. Man stelle sich also vor, es würde künftig in jedem der 37 Millionen Haushalte der Bundesrepublik künftig eine 60-Watt-Glühbirne durch eine ebenso helle 11-Watt-Sparlampe ersetzt: 1,7 Milliarden Kilowattstunden Strom würden jährlich eingespart und dadurch eine Million Tonnen Kohlendioxid weniger in die Atmosphäre geblasen.

Das beste daran: Alle würden profitieren. Die Verbraucher, weil ihre Stromrechnung durch den geringeren Verbrauch zurückginge. Die Stromversorger, weil sie weniger Strom bereitstellen müßten, und die Kosten für die verschenkten Energiesparlampen über einen minimal erhöhten Kilowattstundenpreis refinanzieren könnten. Und die Umwelt würde ohnehin profitieren.

Funktioniert nicht? Funktioniert doch: Während RWE und Konsorten an derartige Programme noch nicht denken, haben die Freiburger Stadtwerke FEW gezeigt, daß tatsächlich alle Beteiligten Vorteile aus den verschenkten Energiesparlampen ziehen. Im vergangenen Frühjahr wurden die Lampen ausgegeben, jetzt liegt die Bilanz vor.

Alles begann mit einem Schreiben der Stadtwerke an die 105.000 Haushalte im Versorgungsgebiet der FEW. Das Schreiben war zugleich der Gutschein für eine Energiesparlampe eines Markenherstellers. Im „FEW-Infomobil“, das in den folgenden Wochen alle Stadtteile besuchte, wurden die Lampen ausgegeben. Und außerdem noch ein Gutschein über zehn Mark, der beim Kauf einer weiteren Energiesparlampe beim Einzelhandel angerechnet wurde. „Meister Lampe“ nannte sich das 2,4 Millionen Mark teure Projekt, das sich durch eine Strompreiserhöhung von 0,4 Pfennig pro Kilowattstunde finanzierte.

Dank eines pfiffigen Marketingkonzepts holten die Freiburger 73.500 kostenlose Lampen ab. 21.000 weitere erwarben sie zudem mit Preisnachlaß im Handel. Seitdem brennt in 80 Prozent aller Freiburger Haushalte mindestens eine Energiesparlampe – zuvor hatte nur jeder dritte die moderne Technik angewendet. Auf fünf Millionen Kilowattstunden jährlich beziffert die FEW die jährliche Einsparung. Das entspricht immerhin zwei Prozent des in Freiburg verbrauchten Haushaltsstroms. Laut einer Begleitstudie sind die Bürger zu 71 Prozent „voll zufrieden“ mit dem Programm.

Auch das Öko-Institut, das von der FEW von Anfang an in das Projekt „Meister Lampe“ eingebunden war, zieht eine positive Abschlußbilanz: „Die Nachahmung der FEW-Beleuchtungsaktion kann anderen Stromversorgern ohne Einschränkung empfohlen werden.“ Die FEW macht jedenfalls, ermutigt durch den großen Erfolg, weiter: mit einem einjährigen Projekt für Gewerbekunden. Bernward Janzing