Wärme und Strom en bloc

Jetzt auch im Waschmaschinenformat: Blockheizkraftwerke haben in Hamburg Konjunktur – nicht nur in der Industrie  ■ Von Heike Haarhoff

Kommt ein bißchen Erdgas in einen Kessel geflossen. Wird dort aufgeheizt, macht den Raum warm und die umliegenden 5000 Wohnungen im Stadtteil Allermöhe II gleich mit. Haben ein paar Elektrotechniker eine Idee: Wieso koppeln wir den Heizkessel nicht mit einem Motor? Der könnte immer mitlaufen, sobald Gas verbrannt wird, wie ein Fahrrad-Dynamo, und auf diese Weise ganz nebenbei Strom produzieren. Kein Witz, sagt der Umweltsenator, sondern ein „Meilenstein moderner Energieversorgung“, kurz auch Blockheizkraftwerk (BHKW) genannt.

Diese Anlagen bestehen im wesentlichen aus Kraft-Wärme-Kopplungsmodulen (KWK-Modulen), Spitzenlastkesseln, Wärmespeichern und Trafos (siehe Graphik) und funktionieren alle nach demselben Prinzip. Bei bis zu 90prozentiger Ausnutzung der Primärenergie erzeugen sie gleichzeitig Strom und Wärme. Und das geht so: Herzstück des Blockheizkraftwerks sind die KWK-Module, meistens Motoren, bei größeren Anlagen auch Gasturbinen, die je einen Generator zur Stromerzeugung antreiben. Die Wärme, die bei der Verbrennung im Motorkühlwasser, Schmierölkühler und Abgas entsteht, wird auf das Fernwärmenetz übertragen. Weil sie aber nur den Grundbedarf deckt, müssen an besonders kalten Tagen, wenn also viel geheizt wird, weitere Gaskessel ran.

33 Blockheizkraftwerke in jeder Größe gibt es in Hamburg bereits – 13 in Wohngebieten, die übrigen in Industriebetrieben, am Flughafen oder auch beim NDR in Lokstedt. Das Heizkraftwerk Tiefstack der Hamburgischen Electricitätswerke ist mit einer elektrischen Leistung von 180 Megawatt einer der Riesen unter den BHKW. Inzwischen existieren aber auch kleinere in Waschmaschinenformat, die Gebäude mit acht bis zehn Wohnungen erwärmen und problemlos in jeden Heizkeller passen. Auch Müllverbrennungsanlagen können gleichzeitig Strom und Wärme produzieren. Der Ofen an der Borsigstraße sorgt zum Beispiel im Sommer für warmes Wasser in 155.000 an die Fernwärme angeschlossene Wohnungen. Seit 1990 sind Blockheizkraftwerke in Hamburger Neubaugebieten mit mehr als 400 Wohnungen verbindlich vorgeschrieben, „um der umweltpolitischen Vernunft zum Durchbruch zu verhelfen“, eigenlobt Umweltsenator Fritz Vahrenholt. 22.000 Hanse-Wohnungen werden mittlerweile von BHKW versorgt.

Doch die Technik ist, wegen des Zusatz-Motors, teurer als herkömmliche Heizkessel. 14 Millionen Mark Fördermittel sind seit 1989 aus der Umweltbehörde geflossen – vor allem an Heiz-Projekte außerhalb von Wohngebieten. Jetzt sollen auch Privatpersonen in den Genuß der Zuschüsse kommen. 9,5 Millionen Mark stehen hierfür in den kommenden drei Jahren bereit, gefördert werden können damit rund 1300 Mini-BHKW (bis zu 7500 Mark Förderung pro Anlage) mit einer elektrischen Leistung von 5,5 Kilowatt. Das reicht für die Strom-Wärme-Versorgung eines Mehrfamilienhauses mit acht bis zehn Wohnungen.

Auch die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) fördern Blockheizkraftwerke jährlich mit fünf Millionen Mark. Betreiber von Anlagen, die kleiner als 1,5 Megawatt sind, erhalten 13,4 Pfennig pro Kilowattstunde, die sie ins Sromnetz einspeisen. Ab 1998 wird diese Summe zwar auf 12,9 Pfennig reduziert, dann aber zehn Jahre lang gewährt.

Nähere Förder-Infos bei: Umweltbehörde, Energieabteilung (%7880-0); HEW (%6396-0)