Bosnier wehren sich gegen Abschiebung

■ Komitee ruft für Dienstag morgen zur Demonstration auf / „Heimatorte sind besetzt“

Die bosnischen Flüchtlinge aus Bremen wollen sich nicht ohne Widerstand abschieben lassen. Ein neu gegründetes „Komitee der Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina“ruft für kommenden Dienstag (9.30 Uhr auf dem Marktplatz) während der Senatssitzung zu einer Kundgebung gegen die drohende „Rückführung“auf. Mit Flugblättern und Plakaten mobilisieren die nach eigenen Angaben 40 Aktivisten vom Komitee ihre Landsleute. In einer Petition an den Senat fordern sie, auf Zwangsrückführungen zu verzichten.

„Die meisten Leute können nicht in ihre serbisch besetzten Heimatorte zurückkehren“, sagt Goran Muratbegovic. Und selbst diejenigen, die aus dem bosnisch kontrollierten Gebieten stammen, stünden vor dem Nichts.

„Als ich 1992 nach Bremen kam, hat uns der Bürgermeister empfangen“, erzählt Hajro Tursic aus Modrica und bedankt sich für die Gastfreundschaft. „Aber warum haben die Deutschen ihre Meinung so heftig verändert? Ich kann doch heute genausowenig nach Hause zurück wie vor fünf Jahren.“

Doch es wird ernst für die 3.200 Bremer Bosnier. 800 Alleinstehende und kinderlose Paare jeden Alters sollen in den nächsten Wochen in der ersten Phase zurückkehren. Die ersten Flüchtlinge haben von der Innenbehörde eine Grenzübertrittsbescheinigung bekommen. Bis zum 31. März müssen sie Deutschland verlassen. „Ich habe Einspruch eingelegt“, sagt Irfom Pilipovic. Damit lasse sich die Ausreise für ihn und seinen beiden Brüder, die in einem serbischen KZ saßen, um zwei Monate verzögern.

„Aber was sollen die Anwälte machen?, fragt Goran Muratbegovic. „Es hilft nur Protest“.

Die Bosnier wollen selber entscheiden, wann sie zurückkehren. Dabei ist das Leben hier kein Zuckerschlecken. „Ich lebe mit meinem viereinhalbjährigen Sohn und der kranken Schwiegermutter von 700 Mark Sozialhilfe“, berichtet Hajra Alic. Sie verlor einen Sohn im Krieg und überlebte den Fall der Uno-Schutzzone Srebrenica. „In Bremen bin ich wieder zum Leben gekommen“, sagt die Frau und kämpft mit den Tränen.

Das Anti Rassismus Büro unterstützt die Aktionen der Bosnier. „Wir dürfen diese Menschen nicht mit ihrem Schicksal alleine lassen“, so ein ARAB-Aktivist. Die herrschende Ruhe sei angesichts der in anderen Bundesländern breits laufenden Abschiebungen nicht akzeptabel. jof