Schweigen am Tag gegen Rassismus

■ Politik blieb zum UNO-Tag gegen Diskriminierung stumm

Stell dir vor, es ist „Internationaler Tag der Eliminierung der rassistischen Diskriminierung“, und in Berlin tut keiner was. Während gestern in vielen Brandenburger Orten mit Mahnwachen, Veranstaltungen, Reden und Glockengeläut der Opfer rassistischer Gewalt gedacht wurde, herrschte in Berlin Schweigen: Weder Senat, Parteien, Gewerkschaften noch Kirchen fühlten sich gedrängt, zum Anti- Rassimus-Tag der UNO an die Öffentlichkeit zu gehen.

Klaus Haetzel, Sprecher des Senates, verwies auf die Rede des Regierenden Bürgermeisters zum „Europäischen Jahr gegen Rassismus“. „Berlin ist eine Stadt der Toleranz und Weltoffenheit“, meinte Haetzel. Eine solche Zuspitzung des Problems wie im Umland gebe es hier nicht. „Brandenburg hat es nötig.“ In Berlin arbeite man das ganze Jahr über gegen Rassismus und konzentriere sich nicht auf einzelne Tage, sagte Haetzel.

Funkstille auch bei Innensenator Jörg Schönbohm (CDU). Er ließ mitteilen, er begrüße das Anliegen dieses Tages sehr und habe ohnehin jeden Tag mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zu tun. Und noch mal: „Der Senator begrüßt das wirklich sehr!“

Ähnlich engagiert waren die Parteien: SPD und Bündnisgrüne ließen nicht von sich hören. Die PDS argumentierte ganz auf Senatslinie: „Wir haben für das ganze Jahr gegen Rassismus geplant.“ Aber am UNO-Gedenktag war der Veranstaltungskalender leer.

Einsame Kämpferin war die Ausländerbeauftragte Barbara John, die sich der Basisarbeit und der Repräsentation widmete: John nahm an Diskussionen teil und stellte sich in einer anderthalbstündigen Live-Sendung der HörerInnenschaft von Deutschlandradio.

Der Antirassismustag geht immerhin auf einen Beschluß der Generalversammlung der Vereinten Nationen zurück. 1966 entschied das Gremium, fortan am 21. März eines jeden Jahres der Opfer der Unruhen im südafrikanische Sharpeville im Jahr 1960 zu gedenken, wo 71 Menschen durch wahllose Schüsse der Polizei getötet und 180 verletzt worden waren. Nathalie Daiber