■ Schnittplatz
: Das Fernsehen bricht den Steini

Nicht, daß die beliebte Stadtillustrierte Journal Frankfurt überflüssig wäre und wenig anderes zu tun hätte, als nimmerstill zu postulieren, die Hutzelstadt am Main sei wegen ihrer „widersprüchlichen Seiten“ so „interessant“; nein. In einer der letzten Ausgaben wartete sie mit der durchaus notwendigen Titelgeschichte „Sanfter Rebell“ auf und druckte deshalb eines der vielen schelmisch-frohen Gesichter des windweichen ZDF- Talkrebells M. Steinbrecher aufs Cover. Im dazugehörigen famosen Interview stellte der dann letztgültig unter Beweis, warum eitel- dumm sein muß, wer mehr als drei Stunden seines Lebens fürs Fernsehen vergeudet hat. Daß via TV ausnahmslos jeder, und sei er noch so integer, als Pflaume daherkommt – geschenkt. Nur daß sich einer in Ausübung seiner Marginaltätigkeit auch noch intelligent, sensitiv und vieles mehr dünkt – es ist zuviel des Erträglichen.

Steinbrecher wurde nicht nur per Geburt mit dem lautmalerisch bestmöglichen Namen ausgestattet, er hat auch vorausschauend seine Diplomarbeit über Talkshows verfaßt. Doch zukünftig wolle er sich indes „noch mehr mit Religion beschäftigen“, sagt der jesusmäßig haarbewehrte Hampelmann heute, denn wer den Stars dieser Welt so herzensgebildet in die Seele blickt, den zieht's zum Licht der Ewigkeit: Er und Willemsen machten „die Qualität des Senders aus“; er habe „in Lillehammer Beiträge über Umwelt gebracht“ und, am allerallerdollsten, souverän-schorlemmerisch mit James Belushi „darüber geredet, wie er seinen Vater auf den Tod vorbereitet hat“.

Dabei redete er in „Steinbrecher & ...“ zuletzt ja gar nicht mehr. Immer nur mühte er seine „Mmmms“ und „Öhmms“ in Richtung Prominente. Wenn er doch nur sein eigenes Credo „Natürlich rede ich mit den Händen“ in die Tat umsetzte, wäre ja Ruhe und die Welt von einem Übel erlöst. Bis es aber soweit ist, wird man den taubstummensprachbegabten Steinerweicher noch öfter erklären hören: „Klar bin ich auch eitel. Aber ich habe das noch im Griff. Sonst würde ich mich nicht (...) mit Schuppen auf dem Pulli fotografieren lassen.“Jürgen Roth