Jeder dritte lebt ohne sauberes Trinkwasser

■ Tag des Wassers: UN-Konferenz will Kriege um das knappe Naß verhindern

Berlin (taz) – Wer Wasser sparen möchte, sollte besser vegetarisch essen: Um ein Kilo Hähnchen zu erzeugen, werden 3.500 Liter Wasser verbraucht, für die gleiche Menge Rinderbraten sage und schreibe sogar 100.000 Liter – in einem ein Viertelpfund schweren Hamburger versickern also 11.000 Liter Trinkwasser. Pflanzennahrung braucht deutlich weniger, ermittelten US-Forscher, aber auch hier gibt es Unterschiede: Ein Kilo Kartoffeln schlägt mit 500 Liter Wasserverbrauch zu Buche, Sojabohnen brauchen das Vierfache.

Die Landwirtschaft verschlingt über zwei Drittel des genutzten Wassers der Erde. Seit 1950 hat sich der Trinkwasserverbrauch versechsfacht – es wird knapp: Nach einer Schätzung der UN gingen die natürlichen Vorräte wie Grundwasser in 50 Jahren in Asien um drei Viertel zurück, in Afrika um zwei Drittel und um ein Drittel in Europa.

In Saudi-Arabien wird nach heutiger Erkenntnis in rund fünfzig Jahren das fossile Grundwasser verbraucht sein. Anlaß genug für die UN, die erste Weltwasserkonferenz in Marokko einzuberufen – pünktlich zum heutigen UN-„Tag des Wassers“. Seit gestern tagen in Marrakesch Vertreter aus 50 Ländern, von der UN, von Entwicklungsbanken und der Weltbank. Ihr Ziel: eine Charta zur effektiveren Wassernutzung. Nur so können nach Einschätzung der Experten Verteilungskriege um Wasser, etwa am Nil oder am Jordan, verhindert werden. Schon heute leben zwei Milliarden Menschen ohne sauberes Wasser – daran sterben jährlich 25 Millionen.

Mindestens 26 Länder der Erde gelten heute schon als „wasserknapp“. Zunehmende Verstädterung und Ausdehnung von Trockengebieten verschärfen die Situation. Nach Schätzungen wird in den meisten Städten der Entwicklungsländer bis zum Jahr 2010 extremer Wassermangel herrschen – besonders gefährdet: Kairo, Lagos, Peking, Bombay, São Paulo.

Anläßlich des Tages des Wassers stellte gestern Umweltministerin Angela Merkel den deutschen Gewässerschutzbericht vor: Vor allem im Osten habe sich an der Elbe durch den Bau von Kläranlagen und den Zusammenbruch vieler Industriesparten die Reinheit der Gewässer „sprunghaft verbessert“. Die Grundwasserqualität habe sich dagegen durch Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie die Luftverschmutzung „zum Teil deutlich verschlechtert“. gg/urb