Pauschalferien im Gastmodul

■ Raumfahrtfachleute debattierten über Privattrips ins All

Bremen (taz) – Herbstferien im Orbit? Technisch sei dies bald umsetzbar, lautete das Fazit des ersten Internationalen Symposiums über Weltraumtourismus, das gestern in Bremen zu Ende ging. Dort hatten rund 250 Wissenschaftler auf Initiative der „Space-Tours“-Gesellschaft und der Hochschule Bremen zwei Tage lang Details diskutiert – von der Angebotsnachfrage über technische und juristische Voraussetzungen bis zu Versicherungsfragen.

Fest steht: Bis zum buchungsreifen Reisepaket ins All wird es noch dauern. Frühestens 2020 könnten private Weltraumgäste starten, schätzt der Produktionsbereichsleiter der Bremer Daimler-Benz Aerospace AG (Dasa), Werner Inden. Bislang fehlt es an technischen Voraussetzungen. Nur recycelbare Raumschiffe – statt der teuren Wegwerfraketen – könnten solche Projekte finanziell im Rahmen halten.

Ein Kooperationsabkommen zwischen der US-Raumfahrtbehörde Nasa und der Space-Transportation-Association (STA) in den USA weist die Richtung privater Nutzung von Raumfahrtangeboten, bestätigte gestern STA-Geschäftsführer Erick Stallmer.

Würden deren 15 internationale Partnerländer zustimmen, halte er erste private Raumaufenthalte bereits ab 2003 für möglich – sobald die internationale Raumfahrtstation fertiggestellt ist: „Warum sollte man da nicht ein Gastmodul andocken?“ Der Nasa seien Anfragen von Interessenten bekannt, die für einen Raumurlaub Millionen zahlen würden.

Würden nur fünf Prozent der weltweit jährlich 750 Milliarden Dollar, die bislang in den herkömmlichen Tourismus fließen, in den Raumtourismus umgeleitet, so zeichnet es eine Dasa-Studie nach, läge dessen Zehnjahresumsatz bei rund 400 Milliarden Dollar – eine schöne Gewinnmarge bei Einstandskosten von geschätzten 40 Milliarden Dollar. Der auf Exotisches erpichte Pauschaltourist muß noch eine Weile sparen. Erst bei weltweit einer halben Million Urlaubsstarts pro Jahr läge der Preis, vorsichtig geschätzt, bei passablen 20.000 Dollar.

Dafür, daß auch Normaltouristen der Trip ins All möglich gemacht wird, warb Buzz Aldrin, Kopilot von Neil Armstrong, dem ersten Menschen auf dem Mond. „Das wäre eine Gaudi, wenn man unter den Zehn-Dollar-Aktionären einer Weltraumreisefirma Flüge ins All verlosen würde.“ Eva Rhode

Foto: Volker Derlath