Gesessen, getroffen, gepunktet

Hurrafußball im Volkspark: Hamburger SV – VfL Bochum 2:2  ■ Von Oliver Lück

Da saß er wieder und feierte in seiner eigenwilligen Jubelpose das 2:2-Unentschieden gegen den VfL Bochum – sitzend eben. Wie schon gegen den FC St. Pauli hatte André Breitenreiter sein Sturmtalent erneut unter Beweis gestellt und den HSV in letzter Minute mit seinem fünften Saisontreffer vor einer Niederlage bewahrt.

Und das, nachdem der 23jährige Angreifer gegen die Ruhrpott-Elf zunächst auf der Ersatzbank Platz nehmen mußte. „In Relation zu meinen Einsätzen bin ich der erfolgreichste Torschütze. Warum spiele ich nicht?“hatte er sich (und seinen Trainer) jüngst im Kicker gefragt. Vielleicht, weil er häufiger trifft, wenn er vorher gesessen hat?

Felix Magath konnte sich jedenfalls auch nach seinem 50. Bundesliga-Einsatz als HSV-Coach durch seine Einwechseltaktik bestätigt fühlen – was ihm sogar sein Bochumer Trainerkollege Klaus Toppmöller („Der Felix ist ja auch so ein Tüftler“) attestierte. Beinahe hätte sich der Felix jedoch vertüftelt, war es doch auch gegen zehn Gäste-Akteure – Tomasz Waldoch hatte nach Foul an Air Bäron die gelb-rote Karte gesehen – mehr als gewagt, beim Stand von 1:1 nach einer Stunde Libero Jakob Friis-Hansen auszuwechseln.

Daß die Abenteuergeschichte Hurrafußball im Volkspark gerade noch einmal gut gegangen war, gab der Übungsleiter nach dem Spiel zu. „Wir haben glücklich einen Punkt gewonnen“, meinte Harakiri Magath, vergaß aber auch nicht, daß „wir bis Mitte zweiter Halbzeit die bessere Mannschaft gewesen waren“. Friis-Hansens Auswechslung brachte die hanseatische Abwehrreihe jedoch nicht nur einmal aus ihrer Contenance und ermöglichte den dezimierten Bochumern neben dem 1:2-Führungstreffer von Thomas Reis noch weitere Einschußgelegenheiten.

Es wäre aber auch reichlich unverdient gewesen, wenn die Rothosen gegen den ohnehin schon ersatzgeschwächten VfL nicht noch den Ausgleich erzielt hätten. Denn bereits im Vorfeld hatten die HSV-Spieler alle erdenklichen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Gelingen geschaffen. Harald Spörl stellte – durch und durch Profi – sogar sein eigenes Auto zur Zuschauer-Verlosung bereit. Persönliches Engagement? Oder mußte er für die zuletzt eher schwachen Leistungen des Teams herhalten?

Eigentlich hätte es nach seinem Lapsus im Lokalderby ja Torhüter Richard Golz treffen müssen, doch der revanchierte sich gegen Bochum mit einem minutenlangen Powerplay-Schlußaufenthalt im gegnerischen Strafraum, bis der eine Punkt gerettet war. Bleibt nur zu klären, wie Lumpi Spörl heute zum Training kommen wird.

Hamburger SV: Golz – Friis-Hansen (60. Breitenreiter) – Wojtala, Hartmann, Schnoor – Schopp (84. Saganowski), Spörl, Kmetsch, Cardoso – Bäron, Salihamidzic.

VfL Bochum: Gospodarek – Kracht, Waldoch, Reis – Stickroth, Tapalovic, Wosz, Mamic (84. Michalke), Schreiber – Gülünoglu (59. Fuhrenhorst), Donkow (68. Jack).

Schiedsrichter: Zerr (Ottersweier). Zuschauer:21.808.

Tore: 0:1 Donkow (25.), 1:1 Salihamidzic (30.), 1:2 Reis (75.), 2:2 Breitenreiter (90.). Gelb-Rot: Waldoch (75.).