Der Tuberkulose den Kampf angesagt

■ Die WHO stellte in Berlin erfolgversprechende Strategie gegen Tuberkulose vor

Die Menschheit hat die Chance, die Tuberkulose in den Griff zu bekommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist optimistisch. Ihr Zauberwort heißt DOTS und steht für „Directly Observed Treatment Short-Course“, was soviel heißt wie „direkt überwachte Kurzzeitbehandlung“. Die Methode wurde in den vergangenen zehn Jahren entwickelt, und nun liegen die ersten Wirksamkeitsstudien vor. „DOTS hat sich als außerordentlich erfolgreiche Strategie zur Kontrolle und Eindämmung der Tuberkulose erwiesen“, lautete das Fazit der WHO, die die Resultate in der vergangenen Woche im Berliner Robert-Koch-Institut präsentierte. Ort und Zeitpunkt waren nicht zufällig gewählt. Entdeckte doch der Namensgeber der Behörde heute vor 115 Jahren den Erreger der Tuberkulose, das „Mycobakterium tuberculosi“.

In der ersten Hälfe der 90er Jahre hatte eine schlechte Nachricht die nächste gejagt. In den Staaten Osteuropas und der ehemaligen Sowjetunion hat die Tuberkulose dramatisch zugenommen. Doch vor allem in den Entwicklungsländern, in denen 95 Prozent der Erkrankungen auftreten, griff die Tuberkulose um sich. Nach Schätzungen der WHO sterben jährlich drei Millionen Menschen an der Krankheit.

Da Wanderungsbewegungen und Tourismus die Verbeitung der Tuberkulose fördern, könnte die Angst – gerade auch der reichen Staaten – vor allem vor der nahezu unheilbaren, mehrfach resistenten MDR-Tuberkulose, DOTS zum Durchbruch verhelfen. Zumal es sich um eine – wie die Weltbank betont — extrem „kostenkünstige Gesundheitsmaßnahme“ handelt. In einigen Ländern braucht man nur 11 Dollar, um einen Kranken mit Hilfe von DOTS zu heilen. Im Durchschnitt veranschlagt die WHO dafür 50 bis 100 Dollar. Als erstes geht es bei DOTS darum, kranke, infektiöse Patienten zu identifizieren und die richtige Diagnose zu stellen, Das ist deshalb wichtig, weil diese Menschen den Erreger weitertragen und andere anstecken. Punkt zwei: Die Kranken werden zwar nicht in eine Klinik eingewiesen, was zu teuer wäre. Doch sie erhalten ihre Medikamente von einem ausgebildeten Helfer und müssen sie unter Aufsicht schlucken. So wird sichergestellt, daß die Therapie nicht abgebrochen wird. Diese Kontrolle verhindert die Entstehung der MDR- Tuberkulose. Als drittes garantiert DOTS, daß dem Patienten die aus fünf Einzelpräparaten bestehenden Medikamente für den ganzen Behandlungszeitraum von sechs bis acht Monaten zur Verfügung gestellt wird. Die WHO hofft jetzt, daß die Politiker ihre Strategie nachdrücklich unterstützen. Nur so kann DOTS auch seine Zauberkraft entwickeln. Karin Bundschuh