Streit um Lenins letzte Ruhestätte

Gerüchte über eine bevorstehende Beerdigung des im Mausoleum auf dem Roten Platz ausgestellten Leichnams Lenins erhielten in der letzten Woche neue Nahrung. Bei einem Treffen mit führenden Zeitungsverlegern bat Präsident Boris Jelzin, eine landesweite Diskussion über diese Frage in der Presse zu entfachen. Am Freitag versuchte die kommunistische Fraktion in der Duma eine Resolution durchzusetzen, die die Entfernung des Körpers aus seiner Krypta als „Akt des Vandalismus“ verurteilte. Die für diese Entscheidung notwendige Stimmenzahl wurde aber knapp verfehlt. Einzelne Deputierte der kommunistischen Fraktion versprachen daraufhin, Lenins Hülle auch so zu schützen. Sie wollen den im Oktober 1993 entfernten „Posten Nr. 1“ am Mausoleum erneuern und im Falle eines Beerdigungsversuches Lenin-Fans aus dem ganzen Land zum Marsch auf Moskau mobilisieren. Besorgnis macht sich auch unter den Mitarbeitern des „Zentrums für biologische Strukturen“ in Moskau breit. Der stellvertretende Direktor, Juri Alexejewitsch Romakow (75), der den Leichnam seit 1953 betreut, sieht sein Lebenswerk dahinschwinden. Romakow betont, daß Lenin bislang in keiner Weise ausgetrocknet ist.Foto: V. Nekrasov