Solidarität per Karikatur und Squaredance

■ 800 Menschen demonstrierten am Samstag im westfälischen Detmold gegen Rassismus

Detmold (taz) – Der Humor scheint dem Türken noch nicht abhanden gekommen zu sein. „Auslandseinsatz, nicht Ausländereinsatz!“ steht auf dem Plakat, das er hochhält. Die Karikatur zeigt einen Soldaten, der einen dumpfen Haufen glatzköpfiger Untergebener zusammenbrüllt: So erst wird deutlich, daß das westfälische Detmold hier keinen zweiten Karneval feiert.

Weil Soldaten aus der nahen Generalfeldmarschall-Rommel- Kaserne in der vorigen Woche Italiener und Türken zusammengeschlagen haben, zeigen nun rund 800 mehrheitlich ausländische Demonstranten, daß „wir Solidarität zeigen wollen mit den Opfern“, wie der Sprecher der Organisatoren, Volker Wiemann, sagt. Da sind natürlich alle dabei – das „Internationale Beraterzentrum – Antidiskriminierungsbüro“, der Antifaschistische Arbeitskreis Detmold, die IG Metall Lippe und die Deutsche Postgewerkschaft Lippe/Paderborn riefen zur Demonstration „Gemeinsam gegen Rassismus“ auf. Fordern die Abschaffung der Bundeswehr, ein Antidiskriminierungsgesetz und die rechtliche Gleichstellung aller hier lebenden Ausländer. Die 15jährige Amelie ist mit ihrer „ganzen Klasse“ hier: „Wir finden das mit den Soldaten richtig Scheiße.“

Wer nicht in einer Gewerkschaft oder Friedensgruppe Mitglied ist, sieht der Volkstanzgruppe in der Fußgängerzone beim Squaredance zu oder beäugt den Demozug mißtrauisch. Wie der Rentner Hans-Günther Schäfer: „Das wird doch alles nur aufgebauscht!“ empört er sich. „In der Türkei würden die da doch für aufgehängt!“ ruft er und zieht ab.

Volker Wiemann hatte da gerade vom alltäglichen Rassismus in Detmold berichtet: „Ich lade alle ein, die meinen, Detmold wäre antirassistisch, sich mit mir an einen Infostand zu stellen zum Thema Bleiberecht für Roma-Flüchtlinge aus Rumänien.“ Per Hinrichs