Detmolder Soldaten bald ohne Ehre

■ Generalinspekteur der Bundeswehr kündigt Entlassung der Rekruten an, die vorige Woche in Detmold ausländische Bürger mißhandelten. Polizei recherchierte: Einige Täter gehören zur neonazistischen Szene

Berlin (taz) – Die um ihr Image besorgte Bundeswehr greift durch. Die neun Soldaten, die in der vergangenen Woche in der Innenstadt von Detmold drei Ausländer bedrohten und schlugen, sollen aus dem Wehrdienst entlassen werden. Dies kündigte gestern der Generalinspekteur der Bundeswehr, Hartmut Bagger, an. Es sei den „leistungswilligen und anständigen Wehrpflichtigen“ nicht zuzumuten, mit „solchen Kameraden in einer Einheit Dienst zu tun und auf einer Stube zu wohnen“, sagte Bagger.

Unterdessen verdichten sich immer mehr die Hinweise, daß zumindest einer der derzeit sechs inhaftierten Soldaten – drei wurden mittlerweile freigelassen – enge Kontakte zur rechtsextremen Szene unterhielt. Nach einem Bericht des Münchener Magazins Focus soll die Polizei bei einer Razzia in der Wohnung des 21jährigen Christian F. aus dem sachsen-anhaltinischen Eisleben ein Programm der seit Jahren verbotenen „Nationalistischen Front“, eine Reichskriegsflagge, zwei Schreckschußpistolen und ein Video mit dem Titel „Stinkende Zecke“ gefunden haben. Außerdem wurden in seinem Spind in der Feldmarschall-Rommel-Kaserne drei Musikkassetten rechter Popgruppen beschlagnahmt, darunter von der Band „Volkszorn“.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die Polizei den 21jährigen aus Eisleben und einen Soldaten aus Hessen rechtsextremer Kontakte bezichtigt. Auch bei einem Soldaten aus Thüringen war neonazistisches Propagandamaterial gefunden worden. Derzeit hält die Bielefelder Polizei laut Focus den 21jährigen Christian F. für den Anstifter. Anders als der Rest der Gruppe könne er sich allerdings nicht darauf berufen, daß er sich mit dem Angriff für einen vorausgegangenen Streit mit türkischen Jugendlichen hatte revanchieren wollen, zitierte das Magazin den Sprecher der Bielefelder Polizei, Michael Waldhecker. Denn Christian F. sei bei dem Streit gar nicht dabeigewesen.

Die Ursache für die ausländerfeindliche Tat geht nach bisherigen Ermittlungen der Bielefelder Polizei auf einen Streit von drei Soldaten mit drei türkischen Männern in der Detmolder Innenstadt zurück. Nach einer verbalen Auseinandersetzung in der Fußgängerzone hätten sich die Soldaten in die Kaserne zurückgezogen und sich dort mit ihren Kameraden beraten. Anschließend seien sie, mit Messern, Baseballschlägern und Klappspaten bewaffnet, erneut in die Innenstadt aufgebrochen. Erst zu diesem Zeitpunkt habe sich der 21jährige Christian F. zu der Gruppe gesellt – vermutlich, so Polizei und Staatsanwaltschaft, aus ausländerfeindlichen Motiven. sev