Birmas Militärjunta läßt Buddhisten verhaften

■ Überfälle von Mönchen auf Moscheen nehmen zu. In Birmas zweitgrößter Stadt gilt Ausgangssperre. Oppositionelle vermuten das Regime hinter den Anschlägen

Bangkok (taz) – Die birmesische Militärjunta hat gestern in der Hauptstadt Rangun 80 buddhistische Mönche verhaftet. Sie hatten versucht, eine Moschee anzugreifen. Bereits am Samstag hatten dort über 50 Mönche eine Moschee überfallen. Sie bewarfen das Gebäude mit Steinen und zerschlugen die Fenster. „Sie kamen mit Autos“, berichtet ein Augenzeuge. Die Mönche seien schon wieder verschwunden gewesen, als die Polizei 20 Minuten später auftauchte. Die birmesischen Behörden postierten verstärkt Polizisten und Soldaten zum Schutz der Moscheen in der Hauptstadt.

Die Militärjunta beschuldigte Verräter im In- und Ausland, hinter den jüngsten antimuslimischen Aktionen zu stecken: „Interne Verräter, die mit Neokolonialisten gemeinsame Sache machen, hetzen die Menschen auf, stacheln sie zu Konflikten zwischen Rassen und Religionen an und zerstören so den bereits wiederhergestellten Frieden und die Ruhe in der Gemeinschaft“, so General Tin Oo.

In Birmas zweitgrößter Stadt Mandalay gilt nachts immer noch eine Ausgangssperre, nachdem es dort in der vergangenen Woche wiederholt zu Unruhen buddhistischer Mönche gekommen war. Anlaß: Ein buddhistisches Mädchen soll von muslimischen Männern vergewaltigt worden sein.

Über die Hintergründe der Unruhen gibt es widersprüchliche Informationen. In Birma leben etwa 90 Prozent Buddhisten. Nach offiziellen Angaben sind 4 Prozent der 40 Millionen Einwohner Muslime. In der Vergangenheit flammten immer wieder Konflikte auf, deren Wurzeln bis in die Kolonialzeit zurückreichen: Damals hatten die Briten viele muslimische Beamte in Birma eingesetzt. Zudem seien in den letzten Jahren zahlreiche neue Moscheen errichtet worden. Die Behörden sollen muslimische Geistliche in der vergangenen Woche aufgefordert haben, sich möglichst unauffällig zu verhalten.

Möglicherweise erntet die Junta jetzt die Früchte ihrer eigenen Propaganda, die in den vergangenen Jahren immer kruder zur Verteidigung einer reinen, buddhistischen Nation gegen fremde Einflüsse aufrief. Nach dem Besuch des indonesischen Präsidenten Suharto soll es Gerüchte gegeben haben, daß er in Mandalay eine neue Moschee bauen lassen wolle. Oppositionelle beschuldigten die Junta, hinter den Mönchen zu stecken. Letzte Woche hatte eine muslimische Exilorganisation, die „All Burma Muslim Union“, sich laut Bangkok Post an mehrere muslimische Staaten gewandt. Die Junta verstärke nach ihrer Offensive gegen die Karen-Rebellen nun ihren Druck auf die Muslime im Land, erklärte der Vorsitzende. Scharfe Kritik an der Junta übte letzten Freitag auch der UNO-Sonderberichterstatter für Birma vor dem Menschenrechtsausschuß in Genf. Der Anwalt Rajsmoor Lallah wirft Rangun willkürliche Hinrichtungen, Folter, Zwangsarbeit und Zwangsumsiedlungen von einer Million Menschen vor. Jutta Lietsch