Bahnhofsplatz bleibt öd und leer

■ Neubau kommt nicht / Zuwenige Mieter: Investor Bilfinger & Berger ist abgesprungen

Das wichtigste Bau-Projekt der Bremer City ist gestorben: Der potentielle Investor Bilfinger & Berger wird keinen Neubau an der Platzkante gegenüber dem Tivoli-Hochhaus errichten. Es gebe nicht genügend Mieter und auch keinen Endabnehmer, obwohl man sich ein Jahr lang intensiv bemüht habe, teilte die Geschäftsleitung des Baukonzerns dem Senat mit. Mit der Entscheidung ist auch die lange geplante Umgestaltung des Bahnhofsplatzes in Frage gestellt. Außerdem fehlen dem Senat jetzt 13 Millionen Mark für den Bau des Übermaxx-Kinos, die aus dem Grundstücksverkauf erlöst werden sollten.

Das Fax mit der schlechten Nachricht trudelte am Freitag spätnachmittags im Bauressort ein, wurde aber erst gestern entdeckt. Nun herrscht Katerstimmung: Schließlich hatten sich zahlreiche Mitarbeiter in den letzten Monaten intensiv besonders um die Verkehrsplanung für den Bahnhofsplatz gekümmert und bei skeptischen CDU-Abgeordneten und Ortsbeiräten für die sogenannte „Doppel-T-Kreuzung“von der Gustav-Deetjen-Allee über den Breitenweg in den Herdentorsteinweg geworben. „Wir müssen nun sehen, was wir von der Planung noch realisieren können“, sagt Hartmut Spiesecke, Sprecher von Bausenator Bernt Schulte (CDU). Und: „Wir bedauern die unternehmensinterne Entscheidung von Bilfinger & Berger“. Über eventuelle Auflagen für Gestaltung des Gebäudes und die potentiell konfliktträchtige Frage, wo wieviele Parkplätze untergebracht werden könnten, habe man noch gar nicht ernsthaft gesprochen, weil B & B noch keine Nutzer mit speziellen Wünschen gehabt habe.

Die Diskussion um die Verkehrsführung, die in den letzten Wochen besonders CDU-Politiker angezettelt hatten, sei zwar nicht hilfreich gewesen. Entscheidend für Bilfingers Rückzug seien aber die geschäftlichen Perspektiven gewesen, heißt es aus der Wirtschaftsförderungsgesellschaft.

Der Makler Thomas Grünwald aus dem Büro Harm-Brieger, der für Bilfinger Mieter finden sollte, führt das Scheitern des Projekts auf die schlechte Konjunktur zurück, die auch in anderen Städten die Bautätigkeit lähme. „Das allgemeine Klima ist nicht danach“. Auch wollten sich die großen Handelsfilialisten erst einmal konsolidieren, ehe sie neue Kaufhäuser eröffneten. Und genau ein großer „Magnetbetrieb“habe gefehlt. Für 9.000 der 20.000 Quadratmeter des geplanten Neubaus habe er Mietinteressenten gefunden. Das war dem Vorstand zu wenig, der wollte 70 Prozent fest vermietet haben. „Da war es kaufmännisch richtig zu sagen, das ist in der Kürze der verbleibenden Zeit nicht zu schaffen“.

Grünwald ist dennoch zuversichtlich, daß am Bahnhof über kurz oder lang gebaut wird. „Der Standort ist gut, die Frequenz stimmt und auch die Kaufkraft ist in Bremen vorhanden“.

Während das Bahnhofsplatz-Projekt geplatzt ist, haben die Planer aus dem Hause Schulte bereits das nächste Dienstleistungsgebäude auf dem Reißbrett: Das sogenannte Contrescarpe-Center soll am Herdentorsteinweg gegenüber dem Mariott-Hotel entstehen. Es mache Sinn, solche Vorhaben auch ohne Investoren auszuarbeiten, sagt Bau-Sprecher Spiesecke. So könnten planungsreife Objekte angeboten werden. Senator Schulte werde in der nächsten Woche mit Vertretern eines Investments-Konzerns über das Contrescarpe-Center zu sprechen. jof