■ Nachschlag
: Rhys Martin im Hebbel Theater

Symbole allerorten. Messer haben etwas mit Eros zu tun; und mit Tränen. Blut hat etwas mit Eros zu tun; und mit Tränen natürlich auch. Das Abschießen eines Pfeils auf ein von oben baumelndes Stück Fleisch hat natürlich mit Eros und Tränen zu tun. Auch das Zubereiten von Nahrung hat jede Menge mit Eros zu tun, mit Tränen weniger, jedenfalls solange keine Zwiebeln im Spiel sind. Die Kombination von Engelsflügeln mit weißem Kleid und nackten Füßen wiederum symbolisiert Eros und Unschuld, klar. Die Kombination eines fleischfarbenen Bustiers mit schwarzen Strapsen, auf einen Diwan lang dahingestreckt, steht natürlich für Eros und Verruchtheit. Vermutlich ist das Werfen von schwarzen Autoreifen eine Metapher für den Zusammenhang von Eros und Zivilisationsmüll. Auch lateinamerikanische Standardtänze symbolisieren Eros und Tränen und leisten auch gute Dienste als Pausenfüller zwischen zwei weiteren symbolischen Darstellungen von Eros und Tränen.

Man kann dem in Berlin lebenden australischen Choreographen Rhys Martin wahrlich nicht vorwerfen, daß er sein Thema verfehlt habe. Trotzdem, man ahnt es schon, wurde der Abend nicht so recht erotisch, und traurig schon gar nicht. Man saß so da und schaute und dachte, aha, Eros, aha, Tränen. Auftritt von rechts, symbolische Handlung, Abgang nach links, jede Menge Nebel und buntes Licht. Vor allem war es der Abend der Kostümbildnerin Ulrike Dumjahn, die Gelegenheit hatte, ihre gesamte Frühjahrskollektion zu präsentieren, mit der sie gut und gerne noch drei weitere Produktionen ausstatten könnte. Die Darsteller hatten keine Gelegenheit, besonders aufzufallen; dafür, daß sie jede Bewegung zelebrieren mußten, als spielten sie permanent mit drei Ausrufezeichen, konnten sie wohl nichts. Einige tanzten auch, andere sangen sehr schön, Arien mit Titeln wie „Flow my tears“, „Venere bella“ oder „Mon cur s'ouvre“ zu unaufdringlicher elektronischer Begleitung.

„Ich habe ihn heute nicht ganz erreichen können“, sagte mir ein gestandener Rhys-Martin-Fan nach der Vorstellung. Es war nicht deine Schuld, Mann... Michael Mans

„Tränen des Eros/Arien“, bis 29.3., 20 Uhr, Hebbel Theater