Ein Platz für Magnus Hirschfeld

■ Der Schwulenverband schlägt vor, zum 100jährigen Jubiliäum den Platz vor dem Haus der Kulturen der Welt nach dem Sexualwissenschaftler zu benennen

Der Schwulenverband SVD hat Kultursenator Peter Radunski (CDU) vorgeschlagen, den Platz vor dem Haus der Kulturen der Welt im Tiergarten in Magnus- Hirschfeld-Platz umzubenennen. Der jüdische Sexualwissenschaftler begründete vor hundert Jahren das Wissenschaftlich-Humanitäre Komitee, die laut SVD „weltweit erste Organisation, die sich für die Gleichberechtigung Homosexueller einsetzte“. Das Institut, dessen Gründung sich am 15. Mai jährt, stand früher in unmittelbarer Nähe der Kongreßhalle, begründet der SVD seine Wahl. Das Institut wurde 1933 von den Nazis geplündert, die Bibliothek verbrannt. Der schwule Sozialdemokrat Hirschfeld war bereits 1931 emigriert. Hirschfeld habe zeitlebens für Toleranz und Bürgerrechte gestritten, Werte, für die auch das Haus der Kulturen der Welt stehe, so der SVD.

Verwaltungsintern scheint das Anliegen des Schwulenverbandes Unterstützer zu finden, doch ist es keineswegs ausgemacht, daß Radunski zustimmt. Sein Sprecher Axel Wallrabenstein erklärte: „Das werden wir mit dem Bund abstimmen.“ Schließlich werde die Kongreßhalle künftig mitten im Regierungsviertel liegen. Er wies auch darauf hin, daß es bereits Überlegungen gegeben habe, den Vorplatz nach Nelson Mandela zu benennen. Es werde „noch ein bißchen dauern“, bis die Entscheidung falle. In die Zuständigkeit des Kultursenators fällt die Angelegenheit, weil sich der Vorplatz auf einem landeseigenen Grundstück befindet.

Unterstützt wird der Vorschlag von Tiergartens bündnisgrünem Bürgermeister Jörn Jensen und SPD-Baustadtrat Horst Porath. Auch Andreas Nachama, führendes Mitglied der Jüdischen Gemeinde und Direktor der Stiftung „Topographie des Terrors“, schrieb an Kultursenator Radunski: „Es stünde der Stadt und unserem Senat sehr gut zu Gesicht, wenn am Rande des zukünftigen Regierungsviertels“ ein Platz nach Magnus Hirschfeld benannt würde. Und auch der Schwulenverband hatte sich mit seinem Vorschlag in präventiver Bescheidenheit geübt: Die Umbenennung des Vorplatzes solle nicht zu einer Adreßänderung des Hauses der Kulturen der Welt führen. Denn dessen Bau geht auf den US-amerikanischen Außenminister John Foster Dulles zurück. Die nach ihm benannte Allee soll Postadresse bleiben.

Die Gründung des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees, die den Beginn der Schwulenbewegung markiert, wird vom 17. Mai bis 17. August mit einer Ausstellung „Hundert Jahre Schwulenbewegung“ im Schwulen Museum begangen. Dorothee Winden