Die Rettungsextremisten von der Bergwatch

■ Freeclimbing als Konfektionsware: Die US-Serie: „Extreme“(21.15 Uhr, RTL)

Paraglider hängt in Bergwand? – Wird sofort erledigt. Flugzeug abgestürzt? – Wird sofort erledigt. Snowboarddealer schwänzen Schule? – Wird sofort erledigt. Das „Extreme Mountain Search and Rescue Team“ in den Crater Peak Mountains in Utah hat alle Hände voll zu tun. Trotzdem dauert für die Profis kein Einsatz länger als fünf Sendeminuten: Die Rettungsextremisten kommen, sehen, siegen. So muß es sein. Und zum Nachwuchs sagen sie: „Andie und Sarah! Ihr behaltet die Verankerung im Auge!“ Auch so muß es wohl sein. Nach getaner Arbeit erweisen sich die laut Pressetext, „jungen und ambitionierten“ Bergwächter dann auch gerne mal als ebenso unvernünftig und kick- süchtig wie die soeben geretteten „Adrenalin-Junkies“, um sich in Ermangelung anderweitiger Bergnotfälle schnell mal gegenseitig das Leben retten zu können.

Doch zum Glück zeigt „Extreme“ zwischendurch immer mal wieder den erhobenen Pistenethikzeigefinger und überbrückt die Wartezeit bis zum nächsten Lebensrettungs-Clip ansonsten im „Search and Rescue“-Hauptquartier mit konventioneller Bereitschaftständelei: Einer will fort, eine will bleiben, einer ist schon immer da, einer kommt an – und über irgend etwas nicht hinweg. Dann wird es still und der junge Bursche langsam zum Mann.

Doch bald schon kreist der Helikopter wieder über den Wipfeln, pflügt sich der Caterpillar dem Gipfel entgegen, daß die E-Gitarren nur so quietschen. Und die Synthiefanfaren donnern: „Suspense!“

Kurz: „Extreme“ ist „Baywatch“ mit Bergen. Nur, daß es statt signalroter Badeanzüge mit spektakulären Beinausschnitten bloß spektakuläre Abfahrten mit signalroten Daunenjacken, statt aufreizender Körperlandschaften lediglich reizende Gebirgslandschaften anzuschauen gibt. Und Ex-„Hotel“-Manager James Brolin macht dazu den Hasselhoff.

„Extreme“ ist sieben Mal routinierte Actionkonfektion nach Bogner-Art für alle, die sich auf den kommenden Ski-Urlaub freuen, aus ihm kommen oder vor dem Gang ins Extremsportartenfachgeschäft noch mal wissen wollen, ob denn nun Snowboarding oder Freeclimbing, Riverrafting oder Mountainbiking das richtige für sie ist. Spannend ist das nicht; spannender als pausenlos zu Klump gefahrene Buicks schon. Christoph Schultheis