Weniger Arbeiter bauen mehr Autos

Rekordgewinne bei BMW, VW und Mercedes – Verluste bei Ford. Erfolge erzielen die deutschen Automobilbauer im Ausland – im Inland werden weiter Stellen abgebaut  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Der Motor läuft bei den bundesdeutschen Automobilbauern. So werden heute die Bayerischen Motorenwerke auf ihrer Bilanzpressekonferenz stolz den Rekordgewinn der BMW-Geschichte präsentieren. Auch bei Volkswagen kann man über die Zahlen des vergangenen Jahres, mit denen sich der Aufsichtsrat am Freitag befaßt hat, nur frohlocken: „Sehr schön – ein solches Ergebnis hatten wir noch nie“, kommentiert ein Firmensprecher.

3,994 Millionen Autos hat VW im vergangenen Jahr weltweit verkauft, 10,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Umsatzerlöse stiegen um 13,6 Prozent auf 100,1 Milliarden Mark. Die sonst bei VW schmalen Gewinne kletterten auf einen Höchstwert: Das Konzernergebnis vor Steuern lag mit 1,972 Milliarden Mark um 77 Prozent höher als im Vorjahr. Nach Steuern hat sich der Gewinn auf 676 Millionen verdoppelt.

Mit noch besseren Gewinnzahlen als VW kann der sehr viel kleinere Automobilkonzern BMW aufwarten. Einen Jahresüberschuß nach Steuern von 820 Millionen hat BMW im vergangenen Jahr erzielt und damit das gute Ergebnis des Jahres 1995 noch einmal um 18,5 Prozent gesteigert. Entsprechend freuen können sich die Aktionäre: Bei VW soll die Dividende pro Stammaktie um drei auf neun Mark, bei BMW von 13,50 auf 15 Mark angehoben werden. Freude auch bei Daimler-Benz. In Stuttgart geht man davon aus, daß der Automobilbereich des Konzerns den 95er Gewinn von 2,27 Milliarden im Jahr 1996 noch einmal hat steigern können. Aus dem Rahmen der guten Aktionärsnachrichten fällt nur das Geschäftsergebnis der deutschen Ford-Tochter. In Köln soll auf der heutigen Bilanz- Pressekonferenz ein Verlust bekanntgegeben werden.

Nicht nur mit den Rekordgewinnen, auch mit den Beschäftigtenzahlen lag die bundesdeutsche Autobranche durchaus im Trend der gesamten Industrie. Der Boom ist vor allem dem Export geschuldet, die höheren Stückzahlen schlagen sich dabei in der Regel nicht in höheren Beschäftigtenzahlen in Deutschland nieder.

Allein bei Mercedes-Benz, wo bundesweit an 13 Standorten mit 153.000 die meisten deutschen Automobilbeschäftigten unter Vertrag sind, stieg im vergangenen Jahr die Zahl der inländischen Arbeitsplätze um drei Prozent. In diesem und im kommenden Jahr soll der Zuwachs allerdings nicht weitergehen. BMW konnte sein Rekordergebnis praktisch ohne Neueinstellungen erzielen. Weltweit beschäftigten die Bayern Ende letzten Jahres 116.000 Mitarbeiter, davon 64.000 im Inland. In den VW-Werken der alten Bundesländer wurden gleich sechs Prozent aller Arbeitsplätze gestrichen; Ende 1996 waren es nur noch 95.200 Beschäftigte.

Allein im letzten Jahr ist damit die Produktivität in den inländischen VW-Werken um 15 Prozent angestiegen. Angesichts dieses Produktivitätsschubs hilft auch die Viertagewoche, durch die nach 1993 das Arbeitszeitvolumen um etwa 15 Prozent geschrumpft ist, nicht mehr gegen den Stellenabbau. Im laufenden Jahr soll der Personalabbau zwar vorübergehend gestoppt werden, weil für den Wechsel zum neuen Golf-Modell zunächst alle Mitarbeiter gebraucht werden. Für 1998 allerdings plant VW in seinen inländischen Werken schon jetzt einen weiteren Arbeitsplatzabbau.