Nachgefragt
: „Kein Rückschlag“

■ Bausenator über die Pleite am Bahnhof

Am Montag kam das vorläufige Aus für die Bebauung des Bahnhofsvorplatzes (s.taz v.gestern). Aus Mangel an Mietinteressenten hat der Investor Bilfinger und Berger das Handtuch geworfen. Wir fragten Bausenator Bernt Schulte (CDU).

taz: Die Absage von Bilfinger und Berger für den Bahnhofsvorplatz ist ja ein Rückschlag für Ihre Innenstadt-Pläne. Ist das nicht auch eine Absage an den Dienstleistungs-Standort Bremen?

Bernt Schulte, Bausenator: Das ist keine Absage. Das ist die Kalkulation eines privaten Investors. Ich könnte mir vorstellen, daß es ähnliche Schwierigkeiten auch in anderen Großstädten gibt, ein solches Rieseninvestment hinzubekommen. Ich sehe darin keinen Rückschlag unserer Bemühungen, Bremen attraktiver zu machen.

Aber wird nicht auch durch die Diskussion um die Verkehrsplanung, die aus den Reihen der CDU-Fraktion gekommen ist, das Klima für Investoren vermiest? Und macht so eine Diskussion eine Absage am Ende leichter – wenn die Konjunktur sowieso nicht danach ist?

Ganz im Gegenteil. Die Diskussion in der CDU um die Verkehrsführung haben wir doch sofort aufgegriffen. Also: Da zeigt sich doch, daß die Verwaltung unheimlich schnell und flexibel reagieren kann.

Nun haben Sie ja schon wieder neue Projekte vorgestellt, das Contrescarpe-Center beispielsweise. Wird nicht mit solchen Verkündungen Planungskapazität gebunden, die dann an anderer Stelle fehlt?

Wir haben für rund 9.000 Quadratmeter Fläche von über 18.000 am Bahnhofsvorplatz Nutzer gehabt. Ich muß jetzt dafür sorgen, daß für diese Interessenten Ertsatz geschaffen wird. Darum habe ich verabredet, daß wir jetzt sofort in die Planung des Contrescarpe-Centers einsteigen – viel schneller als ich das ursprünglich geplant habe. Das sind Investoren, die gerne im Bereich Bahnhof/Siemens-Hochhaus etwas machen wollen. Das ist für mich eine notwendige Konsequenz.

Ist das Contrescarpe-Center denn nicht auch abhängig von der Nutzung des Siemens-Hochhauses? Bis die geklärt ist, das kann ja noch dauern.

Nein. Ich habe zwei Anfragen von großen Investoren, die dort etwas machen wollen, und ich werde nach meinem Urlaub sofort mit ihnen sprechen.

Zurück zum Bahnhofsvorplatz. Es gab da ja einen städtebaulichen Wettbewerb, Pläne für die Umgestaltung, für die Verlegung des Omnibus-Bahnhofs – eben ein Gesamtkonzept. Ist es denn jetzt möglich, davon abzuweichen und nur halbe Sachen zu verwirklichen.

Man muß erstens wissen, was man will. Und zweitens, ob man es verwirklichen kann. Wir wollen, daß der Bahnhofsvorplatz schöner wird. Der ist so eine wirkliche Schmuddelecke. Das braucht man nicht mit einem riesen Gebäude vollzupacken. Das kann man auch abwarten, bis ein Investor da ist. Wir beginnen mit den Teilen, die jetzt schnell gemacht werden müssen.

Und das sind?

Wichtig ist zum Beispiel, daß wir bis Ende 1998 eine neue Regelung für die Busse und Bahnen haben. Ich möchte aber möglichst viele der sinnvollen Ideen erhalten, die in einem langen Planungsprozeß entwickelt worden sind.

Da haben Sie aber noch ein Problem: Durch die Absage von Bilfinger und Berger fehlen 13 Millionen Mark, die schon für das Übermaxx-Kino verplant sind. Gibt es schon Vorstellungen, woher Sie das Geld holen wollen?

Da müssen Sie den Finanzsenator fragen.

Fragen: Joachim Fahrun