■ Berlins Verpflichtungen
: Unhaltbare Versprechen

Niemand läßt sich gern an Versprechen erinnern, die er nicht halten kann. So geht es Berlin auch mit der Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes. Tatsächlich hat das Land sich gleich doppelt verpflichtet: 1990 trat Berlin dem „Klimabündnis der Städte“ bei und verpflichtete sich damit, bis zum Jahre 2010 sage und schreibe 50 Prozent seiner CO2-Produktion auf der Basis von 1987 einzustellen – ein Ziel, das seitdem souverän unter den Teppich gekehrt wird. Das Energiekonzept Berlin, das im Dezember 1994 kurz vor der publicityträchtigen UNO-Klimakonferenz in der Stadt verabschiedet wurde, sieht nur noch eine Senkung der CO2-Freisetzung bis 2010 um 25 Prozent vor. Dieser Wert gilt allgemein als Richtschnur, doch ob er erreicht wird, ist sehr zweifelhaft.

Immerhin hat Berlin bisher erst eine Reduzierung um 10 Prozent erreicht – und darin eingerechnet sind schon die sogenannten „Wall-Fall-Profits“, der Rückgang der Emission durch den Zusammenbruch der Ostberliner Industrie. Dieser Crash hat die Bilanzen laut Energiebericht „mit hoher Wahrscheinlichkeit stärker beeinflußt als die ergriffenen Maßnahmen“. Eine ähnlich starke Reduzierung des Kohlendioxids aus Berliner Schloten und Auspuffen ist in der nächsten Zeit nirgendwo in Sicht – daher werden die noch fehlenden 15 Prozent wohl kaum erreicht. Auch bundesweit stehen die Chancen schlecht, daß Deutschland zu seinem Wort einer 25prozentigen Reduzierung stehen kann: Die Wirtschaftsinstitute RWI und Ifo haben errechnet, daß bei einer Fortsetzung der jetzigen Politik bis 2005 maximal 17 Prozent weniger an Treibhausgas produziert wird; im Osten Deutschlands hat der CO2-Ausstoß seit 1990 sogar um 2 Prozent zugenommen.

UNO-Klimaforscher rechnen damit, daß beim heutigen Trend der Treibhausemissionen bis 2100 die Atmosphäre um 3,5 Grad aufgeheizt wird und der Meeresspiegel weltweit um bis zu einem Meter ansteigt. bpo