Halteverbot für Besetzer

■ Bethaniendamm: Polizei hat alles für die heutige Räumung vorbereitet

Den ersten Schritt zur Räumung der WagenburglerInnen amBethaniendamm in Mitte tat die Polizei bereits gestern: Sie stellte für den Bereich der Wagenburg Halteverbotsschilder auf – gültig ab dem heutigen Mittwoch, 7 Uhr.

In der Wagenburg herrscht Unruhe; einige, die über fahrfähige Untersätze verfügen, haben das Gelände bereits verlassen. Auch die WagenburglerInnen im direkt angrenzenden Kreuzdorf, seit 12 Jahren von Kreuzberg an der Grenze zu Mitte geduldet, befürchten, sie könnten der bevorstehenden Räumaktion zum Opfer fallen. „Selbst in der Szene ist der Unterschied zwischen Kreuzdorf und der Wagenburg am Bethaniendamm nicht allen bekannt“, erläutert Logo Lard von Kreuzdorf e.V. „Und wenn Leute bei uns Schutz vor der Räumung suchen, weiß man nicht, wie die Polizei reagiert.“

Zum wahrscheinlichen Räumungstermin heute morgen lädt Kreuzdorf zum öffentlichen Frühstück. Auch Kreuzbergs bündnisgrüner Bürgermeister Franz Schulz hat sich angekündigt: „Ich muß doch darauf achten, daß die Ordnungskräfte die Grenze zu Kreuzberg respektieren.“ Die Innenverwaltung habe ihm den Räumungstermin am Bethaniendamm bestätigt, sagte Schulz weiter.

Die Kreuzdörfler sind von der Nachbarschaft mit den BesetzerInnen des Bethaniendammes wenig begeistert. „Wir werden häufig provoziert und angemacht“, berichtet Logo Lard, „und es gibt dort größere Probleme mit Drogen.“

Trotzdem erklärt sich das Kreuzdorf solidarisch. „Das sind Opfer, die ständig hin- und hergeschoben werden“, meint Lard über seine Nachbarn. „Die Leute brauchen Hilfe – allein können sie sich nicht organisieren.“

Auch Vertreter der Evangelischen StThomas-Gemeinde in Mitte und der Katholischen StMichael-Gemeinde in Kreuzberg protestieren gegen die Räumung. In einem gemeinsamen Schreiben kritisieren sie „die Auffassung des Innensenators, als sei Ostern das Fest der Sauberkeit und des Großreinemachens. Niemand darf mit Menschen umgehen, als wären sie ein Stück Dreck. Wir möchten mit Polizisten und WagenburglerInnen fröhlich die Auferstehung Christi feiern.“ Die Gemeinden fordern den Senat auf, den BewohnerInnen der Wagenburg einen Ersatzstandort anzubieten. Die Räumung könne außerdem bis Ende April ausgesetzt werden, da „erst dann Mittel für die Instandsetzung der Straße zur Verfügung stehen.“ Holger Wicht